31.03.1876 - 03.09.1963 in Detmold

Religionszu­gehörigkeit: jüdisch
Eltern: Henriette Ries, geb. Hamlet (25.07.1835 - 05.02.1935) und David Ries (17.04.1825 - 08.07.1910), Viehhändler
Geschwister: Julie Ries geb. 08.08.1863)
Josef Lous Ries (geb. 25.07.1867)
Sally Ries (geb. 1870)
Minna Ries (24.09.1873-03.10.1953)
Ehemann: Julius Linz
Stieftöchter: Margarete Linz
Sophie Linz
Doris Meyer, geb. Linz (07.09.1911 in Schlitz - 22.03.2002 in Old Tappan, New Jersey)
Schwägerin: Rahel Ries
Beruf: Kauffrau

 

Wohnorte: Heidenoldendorf
Schlitz Kr. Lauterbach, Grundstr. 3
29.12.1936 Detmold, Paulinenstr. 10 bei Hirschfeld
03.01.1938 Detmold, Sachsenstr. 4 bei Ries
[o. D.] Sachsenstr. 4a
15.02.1942 Detmold, Sachsenstr. 4
28.07.1942 abgemeldet nach Theresienstadt
07.07.1945 Detmold, Sachsenstr. 4 bei Ries

 

Emma Ries war die jüngste Tochter von Henriette und David Ries und wuchs in Heidenoldendorf bei Detmold auf. Über ihre schulische und berufliche Laufbahn ist nichts dokumentiert. Am 20. Oktober 1919 heiratete sie den verwitweten Julius Linz, der aus erster Ehe drei Töchter hatte. Sie zog zu ihnen nach Schlitz und wurde dort Mitinhaberin des Geschäftes M. Cahn & Co, das ihr Mann seit 1903 mit seiner ersten Frau Pauline Linz, geb. Cahn betrieben hatte.

Bereits in den ersten beiden Jahren der NS-Diktatur verließen die meisten Jüdinnen und Juden den Ort Schlitz, der als NSDAP-Hochburg galt und die entsprechende Entrechtung der jüdischen Bevölkerung und Repressalien gegen sie zu verzeichnen hatte. 1936 schlossen Emma und Julius Linz ihr Geschäft und verkauften es. Laut IHK Gießen wurde es offiziell am 6. November 1936 abgemeldet, allerdings war es erst am 12. März 1938 offiziell erloschen. Emma und Julius Linz zogen mit ihrer Tochter Margarete nach Detmold, wo sie zunächst im Haus von Leonie und Albert Hirschfeld in der Paulinenstraße 10 wohnten.

Im Januar 1938 zogen sie in das Elternhaus von Emma Linz in der Sachsenstraße 4. Julius und Emma Linz kauften 1938 von ihrer Schwester Minna Ries, die nunmehr Eigentümerin des Hauses war, einen Teil des Grundstücks, um dort ein kleines Wohnhaus (Sachsenstraße 4a) zu errichten, was noch am 30. November 1938 ins Grundbuch eingetragen wurde. Beide Häuser, Sachsenstraße 4 und 4a, wurden zu sogenannten Judenhäusern erklärt. Am 15. Februar 1942 mussten Emma und Julius Linz ihr eigenes Haus verlassen und wurden in das vordere Haus eingewiesen. Auch das Haus in der Paulinenstraße 10, in dem sie direkt nach ihrer Rückkehr lebten, wurde zu Zwangsräumen und fiel am 5. August 1943 an das Deutsche Reich. Das Haus Sachsenstraße 4a fiel am 9. November 1942 an das Deutsche Reich, die Sachsenstraße 4 ebenfalls am 5. August 1943.

Am 28. Juli 1942 wurde Emma Linz zusammen mit ihrem Mann und der Tochter Margarete nach Theresienstadt deportiert (Transport XI/1-287). Julius und Emma Linz überlebten und kehrten im Juli 1945 zurück nach Detmold in die Sachsenstraße 4. Sie gehörten damit zu den wenigen Jüdinnen und Juden, die in ihre frühere Heimatstadt zurückkehrten. Auch ihre Schwester Minna hatte Theresienstadt überlebt. Sie kam im November 1945 zurück nach Detmold, nachdem sie durch das Rote Kreuz aus Theresienstadt in die Schweiz gebracht worden war. Nach Aussage von Minna Ries, die als entrechtete Eigentümerin ein Rückerstattungsverfahren anstrengte, fanden sie das Haus in "abgewirtschaftetem Zustand" und leer geräumt vor. Möbel, Hausrat, Kleidung und weitere Einrichtungsgegenstände waren entwendet. In einem mühseligen und oft entwürdigenden Procedere mussten sie sich durch die Detmolder Behörden die Beschaffung eines einfachen Hausstandes erkämpfen. Auch die Gewährung von dringend erforderlicher medizinischer Versorgung gestaltete sich schwierig und bedurfte eines großen Durchhaltevermögens.

Julius Linz starb vier Jahre nach seiner Befreiung und wurde auf dem jüdischen Friedhof in Detmold beigesetzt. Das gemeinsame Haus wurde an Emma Linz mit Beschluss vom 25. März 1950 rückerstattet. Zusammen mit ihrer Schwester Minna lebte sie bis zu ihrem Tod in der Sachsenstraße 4. Ihren Mann überlebte sie um vierzehn Jahre. Sie starb 1963 und wurde auf dem jüdischen Friedhof in Detmold beigesetzt.

Ihre Geschwister Julie, Josef, Sally und auch ihre Schwägerin Rahel kamen im Völkermord um. Sie wurden von Theresienstadt in das Vernichtungslager Treblinka verschleppt, wo sie umgehend nach ihrer Ankunft ermordet wurden. Ihre Stieftochter Margarete starb in Theresienstadt. Doris Meyer, geb. Linz und Sophie Servos, geb. Linz emigrierten in die USA. Doris Meyer starb dort im Alter von 90 Jahren.

 

   

QUELLEN : StdA DT MK; LAV NRW OWL D 20 B Nr. 3215, 3469; D 23 A Nr. 8411, 8474; Hessisches Landesarchiv Hessisches Staatsarchiv Darmstadt HstAD G 15 Lauterbach Nr. 5088; Hessisches Wirtschaftsarchiv Darmstadt HWA Bestand 6 Nr. 1302; Arolsen Archives

 

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DOKUMENTE

 

Dokument 1

Einwohnermeldekarte von Julius, Emma und Margarete Linz (StdA DT MK)

 

Dokument 2

Einwohnermeldekarte von Julius, Emma und Margarete Linz (StdA DT MK)

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