L_Biographien
Rufname: Paula
01.02.1877 in Frielendorf, Kreis Ziegenhain - 20.02.1943 im Konzentrationslager Theresienstadt
Religionszugehörigkeit: | jüdisch |
Eltern: | Lina Levy, geb. Bähr und Mendel Levi (1846 - 14.07.1923 in Frielendorf) |
Geschwister: | Bertha Krämer, geb. Levy (geb. 06.10.1875) Philippine Levy (16.12.1878-30.01.1879) Kaufmann Levy (geb. 23.02.1880) Louis Levy (geb. 05.05.1882) Frieda Kauders, geb. Levy Rosa Levy (geb. 27.02.1886) |
Wohnorte: | Frielendorf 14 06.07.1939 Gießen, Marktstr. 9/11 ab Feb. 1940 Gießen, Wetzlarer Weg 17 bei Stern 09.10.1940 Detmold, Paulinenstr. 6 bei Kauders 30.10.1940 abgemeldet nach Gießen, Wetzlarer Weg 17 ab März 1941 Gießen, Landgrafenstr. 8 15.04.1941 Detmold, Paulinenstr. 6 bei Kauders 16.07.1941 abgemeldet nach Gießen, Landgrafenstr. 8 31.08.1942 weggezogen nach "unbekannt" (lt. Gemeindelisten über jüdische Residenten) |
Paula Levy stammte aus einer großen Familie mit sieben Kindern und war eine der Schwestern von Frieda Kauders, deren Mann Eduard das "Schuhhaus Teutonia" in Detmold betrieben hatte. Da sie ihre Angehörigen zumindest in den Jahren 1940 und 1941 noch in Detmold besuchte und sich behördlich melden musste, wurde "nur vorübergehend" auf ihrer Meldekarte vermerkt.
Nach dem Verkauf des elterlichen Hauses in Frielendorf wohnte Paula Levy zunächst bei ihrer Schwester Bertha Krämer und deren Ehemann Feist in der Gießener Marktstraße, bis das Ehepaar Krämer am 15. Oktober 1939 in die USA fliehen konnte. Ihrem Bruder Kaufmann gelang die Flucht nach Palästina.
Am 27. September 1942 wurde Paula Levy mit einem der letzten Großtransporte (Nr. XVII/ - 28) aus den Bezirken des "Volksstaates Hessen" nach Theresienstadt deportiert. Dieser Transport umfasste 1.288 Menschen, von denen 989 älter als 65 Jahre alt waren, so auch Paula Levy. Sie starb in Theresienstadt am 20. Februar 1943. In der Todesfallanzeige des Ältestenrates des Ghettos Theresienstadt vermerkte der dortige Arzt, sie sei "bereits sterbend" eingeliefert worden.
Louis Levy, ihr jüngste Bruder, lebte mit seiner Frau Johanna, geb. Frank in Wuppertal. Er wurde am 22. April 1942 nach Izbica deportiert. Louis Levy wurde für tot erklärt.
QUELLEN: StdA DT MK; StdA Gießen N 5067; Museum Schwalm; Beit Theresienstadt; Nationalarchiv Prag; Theresienstadt Initiative Prag; Arolsen Archives
LITERATUR: Knauß (1987); Müller (2012)
DOKUMENTE
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Meldekarte für Paula Levi (StdA DT MK) 1
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Meldekarte für Paula Levi (StdA DT MK) 2
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Todesfallanzeige für Pauline Levi, Theresienstadt 20.02.1943 (Nationalarchiv Prag HBMa, Inv. Nr. 2956 – digitalisiert durch die Theresienstadt Initiative, Prag)
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Liste von Angehörigen der Vereinten Nationen, anderer Ausländer, deutscher Juden u. Staatenlosen, 22. August 1947 (2.1.1.1-70487738-ITS Digital Archives, Arolsen Archives)
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Aufstellung der am 30.1.1933 und später in Gießen u. Gießen-Wieseck wohnhaft gewesenen jüdischen Personen, Gießen 1961, 1962 (StdA Gießen N 5067)
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Gemeindeliste über jüdische Residenten, hier Frielendorf, o. D. (1.2.5.1-12854546-ITS Digital Archive, Arolsen Archives)
- Details
05.08.1891 in Unna - 24.07.1942 in der Vernichtungsstätte Maly Trostinec
Religionszugehörigkeit: | jüdisch |
Eltern: | Henriette Windesheim, geb. Selig (geb. 17.04.1860 in Unna) und Moritz Windesheim (geb. 31.05.1864 in Unna), Metzgermeister und Viehhändler |
Geschwister: | Otto Windesheim (01.03.1893 in Unna - 26.10.1914 bei Neuve-Chapelle) Anna Nethe, geb. Windesheim (19.06.1896 in Unna - 12.01.1945 im Konzentrationslager Stutthof) |
Ehemann: | Gustav Löwenstein (02.08.1881 in Stolzenau - 24.07.1942 in der Vernichtungsstätte Maly Trostinec) |
Sohn: | Hans Otto Löwenstein (22.12.1915 in Köln-Lindenthal - 24.07.1942 in der Vernichtungsstätte Maly Trostinec) |
Wohnorte: | Unna, Klosterwall 28 02.05.1908 Detmold, Elisabethstr. 67 bei Meyer 15.4.1909 Unna, Klosterwall 28 Köln, St. Apernstr. 29/31 |
Rosa Windesheim, verh. Löwenstein, verbrachte als Siebzehnjährige etwa ein Jahr in Detmold und war laut Meldedaten als "Pensionärin" registriert. Sie gehörte somit zu den jungen Frauen, die sich hier in einem Pensionat lebend der Aneignung von gesellschaftlichen Umgangsformen und hauswirtschaftlichen Fertigkeiten widmeten. In den entsprechenden Instituten wurden auch speziell jüdischen Frauen eine wissenschaftliche und gesellschaftliche Ausbildung, die ein kulturelles Leben ebenso mit einschloss wie Unterweisungen in Haushaltsführung, angeboten.1
In Unna heiratete Rosa Windesheim am 12. Juni 1914 den Kaufmann Gustav Löwenstein, mit dem sie fortan in Köln lebte. Hier wurde auch ihr Sohn Hans Otto geboren, der den Namen ihres im Ersten Weltkrieg umgekommenen Bruders trug.
Am 20. Juli 1942 wurde Rosa Löwenstein zusammen mit ihrem Ehemann und ihrem Sohn von Köln nach Minsk deportiert. Rosa, Gustav und Hans Löwenstein wurden am 24. Juli 1942 in der Vernichtungsstätte Maly Trostinec ermordet.
Moritz Windesheim, Rosas Vater, wurde am 27. Juli 1942 von Köln nach Theresienstadt deportiert und starb zwei Monate später am 19. September 1942 im Vernichtungslager Treblinka. Über ihre Mutter hingegen liegen keine weiteren Informationen vor.
Ihre Schwester Anna, verheiratet mit dem Installateur Moritz Nethe, wurde am 7. Dezember 1941 von Köln nach Riga verschleppt und von dort am 9. August 1944 in das Konzentrationslager Stutthof deportiert. Sie wurde für tot erklärt. Als amtliches Todesdatum wurde der 12. Januar 1945 festgesetzt. Ihr Mann wurde aus Riga nach Buchenwald deportiert, wo er umkam. Auch er wurde für tot erklärt. Als amtliches Todesdatum gilt der 4. April 1945.
1 In Detmold fanden sich entsprechende Einrichtungen in der Emilienstraße 12, geführt von Emilie Michaelis-Jena sowie in der Moltkestraße 28, das bis zu deren Tod im Jahr 1935 von Thirza Jacobsberg geleitet wurde. Bis 1905 führte Emma Leeser ebenfalls ein Pensionat, verzog dann aber nach Köln.
QUELLEN: StdA MK DT; StdA Unna; Historisches Archiv der Stadt Köln; NS-Dokumentationszentrum Köln; Arolsen Archives
- Details
geb. 05.01.1909 in Leipzig - 30.11.1941 in Riga-Rumbula
Religionszugehörigkeit: | jüdisch |
Bruder: | Horst Herbert Levy (geb. 20.09.1910 in Leipzig) |
Wohnorte: | Leipzig Colberg, Thüringen 02.11.1923 Detmold, Emilienstr. 12 bei Michaelis[-Jena] 15.05.1925 nach Leipzig abgemeldet Berlin, Turmstr. 30 a 16.11.1925 Detmold, Moltkestr. 28 bei Jacobsberg 05.05.1927 von Leipzig, Moltkestr. 22 Letzte bekannte Adresse: Berlin W 30, Landshuter Str. 14 bei Hirsch |
Erika Levy war als Vierzehn- bzw. Sechzehnjährige in Detmold offiziell als "Kind" registriert. In Detmold lebte sie in den Pensionaten von Emilie Michaelis-Jena in der Emilienstraße und in der Moltkestraße bei Thirza Jacobsberg. In derlei Pensionaten1 wurden jungen Frauen gesellschaftliche Umgangsformen und hauswirtschaftliche Fertigkeiten vermittelt. In Inseraten versprachen die in vielen Orten ansässigen Institute speziell auch für jüdische Frauen eine wissenschaftliche und gesellschaftliche Ausbildung, die ein kulturelles Leben ebenso mit einschloss wie Unterweisungen in Haushaltsführung. Manchen wiesen explizit auf die Einhaltung religiöser Regeln und Werte hin.
Erika Levys weitere Lebensstationen finden sich vor allem in Leipzig und auch in Berlin. Am 27. November 1941 wurde Erika Levy aus Berlin vom Bahnhof Grunewald mit dem Transport VII/4244 nach Riga deportiert. Dabei handelte es sich bereits um den "7. Osttransport" aus der Reichshauptstadt. Die 1.053 Menschen dieses Transportes wurden ohne Ausnahme direkt nach ihrer Ankunft in Lettland am 30. November 1941 im Wald von Rumbula durch Genickschuss ermordet. Sie alle wurden gezwungen, sich bei den dort herrschenden eisigen Temperaturen zu entkleiden, um dann in die zuvor ausgehobenen Gruben geschossen zu werden.
Erika Levy Bruder Horst war Kaufmann. Am 7. März 1933 wurde er wegen "kommunistischer Umtriebe" verhaftet und nach Colditz gebracht. Am 11. November 1938 wurde er wiederum verhaftet und nach Buchenwald verschleppt, wo er bis zum 13. Januar 1939 inhaftiert war. Am 21. Januar 1942 wurde auch er nach Riga deportiert. Von den 773 Menschen dieses Transportes überlebten nur 47.
1 Bis 1905 führte Emma Leeser ebenfalls ein Pensionat in Detmold, verzog dann aber nach Köln.
QUELLEN: StdA DT MK; Landesarchiv Berlin; Arolsen Archives
LITERATUR: Scheffler u. Schulle (2003); Bertram, Ellen (2015)
- Details
geb. 21.05.1898 in Detmold
Religionszugehörigkeit: | ev. luth. |
Vater: | Wilhelm Landwehr |
Beruf: | Kaufmann |
Wohnorte: | Detmold Bückeburg, Trompeterstr. 17 |
Otto Landwehr wurde in Detmold geboren, und lebte später fortan in Bückeburg. Er war psychisch krank und wurde ab 1921 in verschiedenen Heil- und Pflegeanstalten als "Geisteskranker" untergebracht (1921 Nervenklinik Göttingen, Provinzial Heil- und Pflegeanstalt Hildesheim, 1922 Provinzial Heil- und Pflegeanstalt Gütersloh, hier wurde er zeitweilig nur versuchsweise entlassen). Am 27. August 1925 wurde Otto Landwehr als "ungeheilt" in die Provinzial Heil- und Pflegeanstalt Hildesheim überführt. Durch das Amtsgericht Wennigsen wurde er am 31.Oktober 1926 entmündigt.
Aus der Heil- und Pflegeanstalt Hildesheim wurde Otto Landwehr am 14. März 1941 "mit einem Sammeltransport", wie es in dessen Patientenakte hieß, "verlegt". Er wurde in die Heil- und Pflegeanstalt Waldheim, in die psychisch Kranke und auch geistesschwache Straftäter eingewiesen wurden, untergebracht. Waldheim diente als sogenannte Zwischenanstalt für die Heil- und Pflegeanstalt Pirna-Sonnenstein, die hingegen als "Tötungsanstalt" fungierte.
Am 28. April 1941 wurde Otto Landwehr gemeinsam mit 103 Personen aus Waldheim nach Pirna-Sonnenstein verlegt und noch am selben Tag in der Gaskammer der Anstalt ermordet.
In den Jahren 1940 und 1941 wurden etwa 13.720 vorwiegend psychisch und geistig kranke Menschen im Rahmen der sogenannten Aktion T4 in der als Duschraum getarnten Gaskammer durch Kohlenmonoxid ermordet. Die Asche der hernach verbrannten Leichen wurde auf der Anstaltsdeponie gelagert oder hinter dem Haus den Elbhang hinuntergschüttet. Das Standesamt Sonnenstein sandte an die Hinterbliebenen eine Sterbeurkunde mit gefälschter Todesursache und einen standardisierten "Trostbrief".
Im Sommer 1941 starben in Pirna-Sonnenstein mehr als tausend Häftlinge aus Konzentrationslagern im Rahmen der "Sonderbehandlung 14f13".
QUELLEN: StdA DT MK; StdA Hildesheim; NLA Staatsarchiv Bückeburg, https://www.gedenkort-t4.eu/de; Bundesarchiv Berlin; Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein; Sächisches Staatsarchiv Staatsarchiv Dresden, Staatsarchiv Leipzig
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Rufname: Walter
geb. 14.07.1900 in Detmold - 29.07.1940 im Konzentrationslager Sachsenhausen
Religionszugehörigkeit: | evangelisch |
Eltern: | Henriette Lückert, geb. Wolfskühler (geb. 19.08.1866) und Jacob Lückert (27.12.1865 in Hilgershausen - 03.01.1931 in Detmold) |
Geschwister: | Erna Lückert (geb. 24.07.1893 in Detmold) Hans Lückert (geb. 26.05.1895 in Detmold) Carl Lückert (geb. 11.10.1903 in Detmold) Hermine Lückert (12.08.1906 in Detmold) Mathilde Lückert (geb. 24.02.1909 in Detmold) |
Beruf: | Funktechniker, Arbeiter |
Wohnorte: | Detmold, Karlstr. 3 Von Grunau 26.04.1916 Detmold, Schülerstr. 18 Von Kassel 21.05.1920 Detmold, Karlstr. 3 08.06.1920 abgemeldet nach Soest von Bochum 23.08.1923 Detmold, Karlstr. 3 28.11.1925 abgemeldet nach Bad Lippspringe, Detmolderstr. 21 von Bochum, Krümmede (Gefängnis) 13.11.1939 Detmold, Karlstr. 3 Ohne Abmeldung verzogen |
Aufgrund der schwierigen Quellenlage lässt sich der Lebensweg von Walter Lückert nur in wenigen biografischen Stationen rekonstruieren. Walter Lückert wurde - wie seine fünf Geschwister auch - in Detmold geboren und wurde zum Funktechniker ausgebildet. In Bochum war er in Haft, wobei die Gründe dafür nicht zu ermitteln sind. Seinen Meldeunterlagen der Stadt Detmold ist durch einen handschriftlichen Vermerk vom 28. Juni 1940 zu entnehmen, dass sich Walter Lückert in Sicherheitsverwahrung befand. Dort heißt es: "Nicht abgemeldet. Befindet sich in Sicherheitsverwahrung. Die geh[eime] Staatspolizei Hannover hat über ihn verfügt. Festgestellt durch [...]. 28.6.1940". Da die Akten der Gestapo-Stelle Hannover bei einem Bombenangriff 1943 vollständig verbrannten, gibt es zu der erwähnten Verwahrung und deren Ursachen keine weiteren Informationen.
Am 27. März 1940 wurde Walter Lückert in das Konzentrationslager Sachsenhausen mit der Häftlingsnummer 17785 in der Häftlingskategorie "BV" ("Befristeter Vorbeugehäftling", im Lagerjargon "Berufsverbrecher") eingeliefert. Dort starb er vier Monate später am 29. Juli 1940. Als offizielle Todesursache wurde Lungentuberkulose angegeben.
QUELLEN: LAV NRW OWL P 3|4 Nr. 912; StdA DT MK; StdA Bochum; Niedersächsisches Landesarchiv Hannover; Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen (Provenienz d. Originale: Russ. Militärarchiv Moskau 1367/1/196, Bl. 071, FSB-Archiv Moskau N-19092/Tom 96, Bl. 216, Standesamt Oranienburg Nr. 3385/1940, Bl. 385); Arolsen Archives
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