28.01.1894 in Mergentheim - 07.08.1933 in Scherfede
Religionszugehörigkeit: | jüdisch |
1. Ehefrau: | Martha Fechenbach, geb. Czernichowski |
2. Ehefrau: | Irma Fechenbach, geb. Epstein (16.10.1895 - 11.12.1973) |
Kinder: | Kurt Fechenbach, später: Curt Fey (19.05.1927 - 2017) Lotti Wiederkehr, geb. Fechenbach (16.09.1928 - 2017) Hanni Sherman, geb. Fechenbach (geb. 11.01.1931) |
Beruf: | Redakteur |
Wohnorte: | Mergentheim Würzburg 1911 Frankfurt/Main 1912 München Berlin 09.10.1929 Detmold, Palaisstr. 28 01.01.1930 Detmold, Feldstr. 53 01.09.1931 Detmold, Oesterhausstr. 6 01.05.1933 "mit Familie nach Augsburg abgemeldet" |
Felix Fechenbach wuchs in einer Handwerkerfamilie auf und erlernte ab 1907 den Beruf eines Schuhhändlers. 1910 trat er dem "Zentralverband der Handlungsgehilfen und -gehilfinnen Deutschlands" bei. Ein Jahr später siedelte er nach Frankfurt am Main über und wurde politisch aktiv. 1912 zog er nach München, wurde dort Arbeitersekretär und war in der Arbeiterjugendbewegung tätig. Er war Soldat im Ersten Weltkrieg. Politisch schloss er sich der Münchener Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei (USPD) an, nachdem er zusehends in Opposition zur Sozialdemokratie geraten war. Felix Fechenbach war nicht nur Sozialist, sondern auch aufgrund seiner Kriegserfahrungen zum Pazifisten geworden. Bis zu dessen Ermordung am 21. Februar 1919 arbeitete er als Privatsekretär des bayerischen Ministerpräsidenten Kurt Eisner. In einem skandalösen Landesverratsprozess wurde er 1922 zu elf Jahren Zuchthaus und zehn Jahren Ehrverlust verurteilt. Durch öffentlichen Druck und nach Einschaltung der Reichsregierung wurde Fechenbach aus der Haft in Ebrach entlassen. Im gleichen Jahr wurde seine erste Ehe geschieden. 1926 heiratete Felix Fechenbach Irma Epstein.
Als Journalist, engagierter Demokrat und Schriftsteller war er bereits bekannt, als er im Oktober 1929 verantwortlicher Redakteur der Detmolder sozialdemokratischen Tageszeitung "Volksblatt" wurde. Als Jude, Sozialist und Pazifist und als Journalist, der in aller Offenheit und Schärfe Interna der Machteroberungsstrategien der Nationalsozialisten seiner Leserschaft zugänglich machte und kommentierte, wurde er einer der entschiedendsten und profiliertesten Gegner der Machthaber der NSDAP, die ihn nach der sog. Machtergreifung in Lippe mit aller Härte verfolgten. Seine Familie musste Felix Fechenbach in Sicherheit bringen, während er trotz allem in Detmold blieb. Er erhielt 1933 Redeverbot in öffentlichen und Schweigepflicht in Parteiversammlungen. Am 5. März 1933 wurde er von Nationalsozialisten überfallen und misshandelt. Am 11. März 1933 besetzten diese das Volkshaus als Sitz der Gewerkschaften, Redaktion des "Volksblatt", der Konsumzentrale und als SPD-Geschäftsstelle. Felix Fechenbach wurde verhaftet und in sog. Schutzhaft genommen. Die Meldeunterlagen der Stadt zeigen den Vermerk vom 8. Juni 1933: "In Schutzhaft. Frau und Kinder in Augsburg, Maximilianstr. 9 III bei Epstein."
Am 7. August 1933 wurde Felix Fechenbach mit dem Auto von Detmold nach Warburg gebracht. Von dort sollte er mit der Bahn nach Dachau überstellt werden. Bei dieser Überführung durch den SA-Obertruppführer Friedrich Grüttemeyer, die Sturmführer Karl Segler und Josef Focke und den SS-Mann Paul Wiese wurde er im Kleinenberger Wald bei Scherfede ermordet. Er wurde von zwanzig Kugeln getroffen und schwerverletzt und bewusstlos auf einem Pferdefuhrwerk nach Scherfede gebracht, wo er am Abend starb. Seiner Frau wurde mitgeteilt, er sei "bei einem Fluchtversuch erschossen" worden.
Auf der Einwohnermeldekarte der Stadt Detmold wurde sein Tod vermerkt: "Verstorben am 7. August 1933 in Scherfede b. Warburg."
Irma Fechenbach floh mit ihren Kindern im Sommer 1933 in die Schweiz. 1946 zog die Familie in die USA. Irma Fechenbach kehrte 1965 in die Schweiz zurück. 1973 verunglückte sie tödlich.
Curt Fey lebte bis zu seinem Tod in den USA, Lotti Wiederkehr starb in der Schweiz. Hanni Sherman lebt in den USA.
QUELLEN: StdA DT MK; LAV NRW OWL D 70 C Nr. 13 (Zeitungssausschnitte), 14-15, D 72 Wiegand Nr. 55, D 87 Nr. 21-24; KAL K2 Detmold/Lemgo BEG Nr. 80; Arolsen Archives
LITERATUR: Schueler (1981), Steinbach (1983), Landesverband Lippe (1994); ausführliche Literaturhinweise s. dort
zu Irma Fechenbach: Schäfer (1998), Schäfer (2003)