02.12.1873 in Rotenburg an der Fulda - 24.12.1949 in Detmold
Religionszugehörigkeit: | jüdisch |
Eltern: | 1. Sophie Linz (08.02.1844-04.11.1885), 2. Sarah Linz, geb. Frank (02.05.1863 - 30.12.1928) und Süßmann Geisel Linz (02.01.1840-18.01.1924) |
Geschwister: | Josef Linz (18.11.1869 - 10.09.1942 in Theresienstadt) Michael Linz (29.05.1871 - 15.03.1943 in Theresienstadt) Minna Rothschild, geb. Linz (14.10.1872 - 20.12.1942 in Theresienstadt) Leopold Linz (geb. 1875) Berthold Linz (20.04.1875 in Rotenburg an der Fulda - 12.11.1936 in Eisenach) Hermann Linz (geb. 10.10.1878 - 1942 deportiert, Okt. 1944 in Auschwitz) Goldina Dina Bachmann, geb. Linz (09.07.1880 - ca. 1942 im Ghetto Zamosc) Markus Linz (19.10.1885 - 28.01.1888) |
Halbbrüder: | Moritz Linz (08.10.1887 - 09.11.1942 in Mauthausen) Bernhard Linz (02.08.1889 - 08.08.1918 im 1. Weltkrieg umgekommen) Sali Linz (04.03.1897 - 21.11.1939) |
1. Ehefrau: | Pauline Linz, geb. Cahn (21.12.1879 in Schlitz - 21.02.1913 in Schlitz) |
2. Ehefrau: | Emma Linz |
Töchter aus erster Ehe: | Margarete Linz Sophie Servos, geb.Linz Doris Meyer, geb. Linz (07.09.1911 in Schlitz - 22.03.2002 in Old Tappan, New Jersey) |
Beruf: | Kaufmann |
Wohnorte: | Rotenburg an der Fulda Schlitz, Kreis Lauterbach, Grundstr. 3 29.12.1936 Detmold, Paulinenstr. 10 bei Hirschfeld 03.01.1938 Detmold, Sachsenstr. 4 bei Ries [o. D.] Sachsenstr. 4a 15.02.1942 Detmold, Sachsenstr. 4 28.07.1942 abgemeldet nach Theresienstadt 07.07.1945 Detmold, Sachsenstr. 4 bei Ries |
Julius Linz stammte aus einer großen Familie, die durch die zweite Heirat seines Vaters noch durch drei Brüder erweitert wurde. Er erlernte den Beruf des Kaufmanns und heiratete am 24. April 1903 Pauline Cahn, die aus einer Kaufmannsfamilie stammte. In diesem Jahr wurde das Geschäft M. Cahn & Co. (gegründet 1827 in Grebenau) für Manufaktur und Modewaren, Wäsche und Aussteuerartikel sowie Bettfedern und Daunen in das Handelsregister eingetragen. Julius und Pauline Linz hatten drei Töchter. Ihre Tochter Margarete Linz arbeitete im elterlichen Betrieb als Angestellte.
Nach zehn Jahren starb seine Frau Pauline. Sechs Jahre nach ihrem Tod heiratete Julius Linz am 20. Oktober 1919 Emma Ries aus Heidenoldendorf bei Detmold. Sie zog zu ihm nach Schlitz und wurde Mitinhaberin des Manufakturwarengeschäfts. Im Jahr 1936 schlossen und verkauften sie den Betrieb. Dieser wurde am 6. November 1936 laut IHK Gießen abgemeldet. Die Firma Cahn & Co. war jedoch erst 12. März 1938 offiziell erloschen. Seine vier Grundstücke musste Julius Linz unter dem Druck der politischen Verhältnisse ebenfalls veräußern.
Bereits in den ersten beiden Jahren der NS-Diktatur verließen die meisten Jüdinnen und Juden wegen der zunehmenden Entrechtung und der antijüdischen Repressalien den Ort Schlitz, der als NSDAP-Hochburg galt. Ende 1937 lebten noch sieben Jüdinnen und Juden am Ort, Ende 1938 bis Mai 1939 verließen die letzten verbliebenen Juden Schlitz. Julius Linz und seine Frau zogen nach dem Verkauf ihrer Grundstücke, Immobilien und ihres Geschäftes im Jahr 1936 nach Detmold, wo sie zunächst im Haus von Albert und Leonie Hirschfeld wohnten. Im Januar 1938 zogen sie in das elterliche Haus von Emma Linz in der Sachsenstraße 4, dessen Eigentümerin nun deren Schwester Minna Ries war. Von ihr kauften Julius und Emma Linz 1938 einen Teil des Grundstücks und errichteten hinter dem Haus Nr. 4 ein weiteres kleines Einfamilienhaus mit der Hausnummer 4a, das noch am 30. November 1938 ins Grundbuch eingetragen wurde. Nach dem Novemberpogrom wurden jedoch beide Häuser zu sogenannten Judenhäusern erklärt. Das Haus Sachsenstraße 4 wurde beschlagnahmt und fiel am 5. August 1943 an das Deutsche Reich, für das Haus Nr. 4a wurde am 9. November 1942 das Deutsche Reich als Eigentümer eingetragen. Am 15. Februar 1942 mussten Emma und Julius Linz ihr Haus verlassen und wiederum in die Sachsenstraße 4 ziehen.
Fünf Monate später, am 28. Juli 1942 wurde Julius Linz zusammen mit seiner Frau und seiner Tochter Margarete nach Theresienstadt deportiert (Transport XI/1-286), wo seine Tochter umkam. Julius und Emma Linz überlebten Verfolgung und Lagerhaft. Sie kehrten nach Detmold in die Sachsenstraße 4 zurück und gehörten damit zu den wenigen Überlebenden, die nach Detmold und in die alte Nachbarschaft zurückkehrten. Nach Aussage von Minna Ries in dem von ihr angestrengten Rückerstattungsverfahren fanden sie das Haus in "abgewirtschaftetem Zustand" und leer geräumt vor. Ihre Möbel, Hausrat, Kleidung und weitere Einrichtungsgegenstände waren entwendet. Die Beschaffung eines einfachen Hausstandes gestaltete sich mühselig und oftmals entwürdigend. Auch die dringend benötigte medizinische Versorgung erfolgte nur schleppend und unzureichend. Die Rückerstattung seines Wohnhauses in der Sachsenstraße 4a mit Beschluss vom 25. Februar 1950 erlebte Julius Linz nicht mehr. Er starb mehr als vier Jahre nach seiner Befreiung am 24. Dezember 1949 und wurde in Detmold auf dem jüdischen Friedhof beigesetzt.
Nur wenige Wochen nach der Deportation von Julius Linz wurden mit dem nachfolgenden Transport XII/2 seine Brüder Josef und Michael ebenfalls nach Theresienstadt verschleppt. Auch ihre Schwester Minna war dorthin deportiert worden. Sie wurden in Theresienstadt um ihr Leben gebracht. Sein Bruder Hermann und seine Schwägerin Anna wurden aus Theresienstadt 1944 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.
Julius Linz verlor seine Tochter Margarete und sechs seiner Geschwister im Völkermord. Seine Töchter Doris und Sophie emigrierten in die USA. Doris Meyer starb dort im Alter von 90 Jahren.
QUELLEN : StdA DT MK; LAV NRW OWL D 20 B Nr. 3215, 3469; D 23 A Nr. 8411, 8474; Hessisches Landesarchiv Hessisches Staatsarchiv Darmstadt HstAD G 15 Lauterbach Nr. 5088; Hessisches Wirtschaftsarchiv Darmstadt HWA Bestand 6 Nr. 1302; Arolsen Archives
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