geb. 30.11.1931 in Paderborn

Religionszu­gehörigkeit: jüdisch
Mutter: Gertrud Berghausen, verh. Ginsberg (geb. 01.10.1907)
Adoptiveltern: Norbert Uhlmann (geb. 01.06.1890) und Helene Uhlmann, geb. Löwendorf (geb. 02.10.1900)
Beruf: Schülerin

 

 

Wohnorte: Ovenhausen/Höxter, Hauptstr. 31
10.05.1939 Detmold, Gartenstr. 6 bei Flatow
29.11.1941 nach Ovenhausen/Höxter, Hauptstr. 31 abgemeldet

Auf der Einwohnermeldekarte der Stadt Detmold findet sich der Vermerk "Beide Großeltern sind Volljuden".


Ilse Uhlmann war die angenommene Tochter von Helene (Lene) und Norbert Uhlmann, die in Ovenhausen einen kleinen Gemischtwarenladen (zum Sortiment gehörten Lebensmittel, Haushaltswaren, Porzellan und Spielzeug) betrieben. Norbert Uhlmann schlachtete zudem Ziegen und verkaufte als mobiler Händler deren Fleisch und Felle. Ilse Uhlmanns leibliche Mutter war Gertrud Berghausen, verh. Ginsberg, die ihre Tochter in Paderborn zur Welt gebracht hatte und zur Adoption frei gab. Ilse kam im Jahr 1932 im Alter von vier Monaten in die Familie Uhlmann nach Ovenhausen. In diesem Dorf lebten zu dieser Zeit nur drei jüdische Familien.
Das von Zeitzeugen als friedlich und einvernehmlich beschriebene nachbarschaftliche Leben endete mit dem Jahr 1933, als die jüdischen Nachbarn durch die staatlich organisierte, systematische Ausgrenzung und Verfolgung zunehmend im Dorf in die Isolation getrieben wurden und deren wirtschaftliche Existenzgrundlage zerstört wurde. Norbert Uhlmann musste sein Geschäft aufgeben und konnte nur noch den Handel mit Ziegen und Fellen fortsetzen, bis auch er - wie die anderen jüdischen Männer im Ort - zu Zwangsarbeit verpflichtet wurde. Im Jahr 1935 wurden die Fenster der in den auch heute noch „Judenhäuser“ genannten Gebäuden in Ovenhausen eingeschlagen und die Wände mit weißer Farbe beschmiert. Während des Novemberpogroms wurden die jüdischen Männer aus Ovenhausen verhaftet und nach Buchenwald verschleppt.

Ilse Uhlmann wurde als Achtjährige der Schule verwiesen und musste ihr Elternhaus und ihr Zuhause verlassen, um die jüdische Volksschule in Detmold, Gartenstraße 6 besuchen zu können. Sie lebte bei der Familie Flatow, einer Schwester ihrer Mutter, im Haus der jüdischen Schule. Ihre Eltern sah sie nur noch bei seltenen Besuchen am Wochenende.
Durch den Deportationsbescheid wurde Ilse Uhlmann zurück nach Ovenhausen beordert, wo sie zusammen mit ihren Eltern mit dem ersten Transport dieser Region am 13. Dezember 1941 nach Riga deportiert wurde. Zeitzeugen berichteten von niederträchtigen und hämischen Szenen bei ihrer Abreise aus Ovenhausen.
Das Haus wurde enteignet und an eine kinderreiche Familie im Ort verkauft. Das Mobiliar der Familie Uhlmann wurde in der Dorfgaststätte versteigert.

Über ihre Zeit in Riga liegen kaum Informationen vor, da dort die radikale Bürokratie der Nationalsozialisten und deren Helfern kaum einen Niederschlag fand. Durch Forschungen des Museums „Juden in Lettland“ in Riga wurde dokumentiert, dass in dem Konzentrationslager Riga-Kaiserwald am 1. April 1944 der Befehl erging, aus Kaiserwald und den Kasernierungen Kinder womöglich bis zu einem Alter von elf Jahren zu sammeln und in das Konzentrationslager Salaspils oder in das Konzentrationslager Stutthof zu bringen. Die Kinder wurden daraufhin in Kaiserwald und in den Kasernierungen ABA und HKP listenmäßig erfasst. Vermutlich am 22. April 1944 mussten in allen drei Lagern diese Kinder antreten, um zunächst in Kaiserwald für ihren weiteren Transport auf Lastwagen geladen zu werden. Unter diesen Kindern befand sich - so ist es durch die namentliche Erfassung dokumentiert - auch Ilse Uhlmann.
Es gilt u. a. den Forschungen aus Riga zufolge als gesichert, dass Ilse und auch ihre Mutter Lene nach Auschwitz deportiert und dort ermordet wurden. Ein genaues Datum ihres Todes liegt nicht vor.
Ilse Uhlmann und ihre Eltern Lene und Norbert wurden für tot erklärt.


Ihre leibliche Mutter Gertrud Ginsberg wurde im März 1942 von Essen in das Durchgangslager Izbica deportiert. Sie gilt als verschollen.

   

QUELLEN: StdA DT MK; LAV NRW OWL D 87 Nr. 15, 17, D 23 Höxter Nr. 335; Museum Juden in Lettland, Riga; Familie Uhlmann, Ovenhausen und Höxter http://www.jacob-pins.de/?article_id=440&clang=0

LITERATUR: Müller (1992), Müller (2008); Mitschke-Buchholz (2008); Schmidt, Ulrich (2001), Schmidt, Ulrich (2008); Brief an eine verlorene Freundin (2010)


Anm.: Das Uhlmannsche Haus wurde im November 2000 von Ovenhausen in das Westfälische Freilichtmuseum Detmold transloziert und dort wieder aufgebaut. Siehe hierzu: Stiewe, Heinrich (2006); www.juedischeliteraturwestfalen.de/data/downloads/stiewe.pdf

 

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Portrait: UHLMANN, Ilse

Ilse Uhlmann, o.J. (StdA DT DT V 19 Nr. 176)

 

DOKUMENTE

 

Dokument 1

Einwohnermeldekarte von Ilse Uhlmann (StdA DT MK)

 

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