geb. 01.06.1887 in Detmold - 04.06.1943 im Vernichtungslager Sobibor

Religionszu­gehörigkeit: jüdisch
Eltern: Jeanette Frankenstein, geb. Heine und Bernhard Frankenstein, Kaufmann (13.03.1856 in Rischenau - 31.07.1928 in Berlin)
Geschwister:




Beruf:

Martha Kerb, geb. Frankenstein (20.09.1883 in Detmold - 24.05.1965 in Los Angeles)
Käthe Alkan, geb. Frankenstein (04.08.1885 in Detmold - 12.03.1952 in London)
Lucy (Lucie) Nell, geb. Frankenstein (geb. 07.10.1888 in Detmold)

Kaufmann

 

Wohnorte:

Detmold, Weinberg Str. 9
bis 02.20.1900 Gelsenkirchen, Bahnhofstr. 11 [durchgestr. 19]
[o.D.] Seesen
[o. D.] Köln, Hansaring, 62
19.03.1902 Köln, [Bismarckstr. 92]
22.03.1902 Bonn, Wenzelgasse 42
[…] Bonn, Remigiusstr. 8
03.07.1905 Bonn, Wenzelgasse 17
08.10.1907 Bonn, [Markusstr. 40]
16.05.1908 Bonn, Brückenstr, 50
25.09.1908 Köln, [Aachener Str. 37]
Berlin, Schulenburg Ring 127
Bonn
Berlin; Wilmersdorfer Straße
Berlin-Tempelhof, Schulenburgring 127
Berlin-Wilmersdorf, Aschaffenburger Str. 19
1933 Amsterdam
[o. D.] Amsterdam, Maasstraat 17 hs
01.03.1938 Amsterdam, Roerstraat 9 
07.08.1939 Amsterdam, Deltastraat 9

 

Siegwart Frankenstein stammte aus Detmold. Mit seiner Familie verzog er nach Stationen in Gelsenkirchen, Seesen und Bonn nach Köln, wo er 1907 zum Militärdienst eingezogen wurde. Zu seinen persönlichen Verhältnissen liegen widersprüchliche Informationen vor: Den Entschädigungsunterlagen, die durch seine Schwestern eingereicht wurden, ist zu entnehmen, dass er unverheiratet war. Andere Quellen weisen Cylla Dynak als seine Ehefrau nach, mit der er eine Tochter hatte. Demnach lebte die Familie lebte Berlin, die Ehe wurde jedoch geschieden.
Siegwart Frankenstein verließ Deutschland am 22. November 1933 und floh nach Amsterdam. Auch seine Mutter Jeanette Frankenstein floh nach Amsterdam, wo die beiden zusammen wohnten. Siegwart Frankenstein arbeitete nun als Brotverkäufer. Er wurde verhaftet und am 25. Mai 1943 in das "Polizeiliche Judendurchgangslager" Westerbork (Baracke 62) eingeliefert. Bis dahin hatte ihn eine Sperre vor der Deportation bewahrt, da er Mitglied des Judenrates (Joodsche Raad voor Amsterdam) war. Dieser war nicht nur in Amsterdam von der deutschen Besatzungsmacht eingerichtet worden. Vom Februar 1941 bis September 1943 sahen sich die Mitglieder des Judenrates gezwungen mit der Zentralstelle für Jüdische Auswanderung zu kooperieren und sich an der Verfolgung niederländischer und ausländischer (vorwiegend deutscher) Juden zu beteiligen. Der Judenrat versuchte vergeblich durch Freistellungen möglichst viele Jüdinnen und Juden vor der Deportation zu bewahren. Als am 26. Juni 1942 der Leiter der Zentralstelle für jüdische Auswanderung in Amsterdam die Unterstützung  für einen „Arbeitseinsatz in Deutschland“ verlangte und der Judenrat für Transportpapiere und Vermögenserklärungen der Betroffnenen sorgen sollte, ließen sich die beiden Vorsitzenden in ihrer Verzweiflung und trotz schwerer Bedenken auf die Forderungen ein. Die ihnen gegebenen Zusagen wurden nicht eingehalten.
Siegwart Frankenstein wurde an seinem Geburtstag in das Vernichtungslager Sobibor deportiert. Dort starb er drei Tage später. Er wurde für tot erklärt.

Seinen Schwestern gelang die Flucht nach England bzw. in die USA. Seine Mutter überlebte die Lager Westerbork, Bergen-Belsen und Theresienstadt.

   

QUELLEN: LAV NRW OWL P 3|4 Nr. 899; Herinneringscentrum Kamp Westerbork www.kampwesterbork.nl; Stadsarchief Amsterdam (Hier findet sich u. a. in den Polizeiberichten 1940-1945 eine Beschwerde vom 10.01.1941 von Siegwart Frankenstein, der den Diebstahl von 42 Broten von seinem Lastenrad meldete. Archiv 5225, Inventarnr. 6177); Landesamt für Bürger- und Ordnungsangelegenheiten. Entschädigungbehörde, Berlin Reg. Nr. 74.755, 263.026, 263.024, 332.707; Arolsen Archives

 

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DOKUMENTE

Dokument 1

Inhaftierungsbescheinigung für S. Frankenstein durch das Internationale Rote Kreuz, 7.4.1959 (Auszug a. d. Korrespondenzakte, 6.3.3.2-85524244-ITS Digital Archive, Arolsen Archives)

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