Rufname: Aenne
14.07.1900 in Gescher - 26.10.1942 im Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz
Religionszugehörigkeit: | jüdisch |
Eltern: | Julia Stein, geb. Stein (25.05.1864 - 1929 oder 1930) und Samuel Stein (02.03.1851 - 28.02.1929) |
Geschwister: | Alfred Philipp Stein (geb. 25.11.1885) Julius Stein (geb. 29.12.1887) Clara Duveen, geb. Stein (13.06.1890-1944) Johanna Vera Förster, geb. Stein (geb. 19.05.1882) Antonette Frank, geb. Stein (05.09.1884 - 28.05.1943 in Sobibor) Friedrich Stein (09.06.1897-1900) Georg Stein (03.12.1902 - 02. oder 03.08.1942 in Auschwitz) |
Schwägerin: | Amalie Stein, geb. Stamm |
Ehemann: | Aron Schaap, Viehhändler (14.04.1886 in Lathen - 26.10.1942 in Auschwitz) |
Kinder: | Joachim Isaak Schaap (28.07.1926 - 31.03.1944) Leonie Julia Antoinette Schaap (26.04.1928 in Lathen - 26.10.1942 in Auschwitz) |
Wohnorte: | Gescher, Armlandstr. 1 03.12.1919 Detmold, Moltkestr. 28 bei Jacobsberg 07.06.1920 nach Gescher abgemeldet Lathen, Bahnhofstr. 4 Rolde (NL), Asserstraat 1 auch 43 |
Anna (Aenne) Stein stammte aus einer großen Familie aus Gescher, die dort als eine der gut situierten und wohlhabenden jüdischen Familien galt und einen Immobilienhandel betrieb. Ihr Bruder Julius führte ein renommiertes Textilgeschäft. Aenne Stein war, wie ihre spätere Schwägerin Amalie Stein auch, in Detmold für ein halbes Jahr als "Pensionärin" gemeldet, da sie im Pensionat von Thirza Jacobsberg in der Moltkestraße 28 lebte. In derlei Pensionaten sollten jungen Frauen gesellschaftliche Umgangsformen und hauswirtschaftliche Fertigkeiten vermittelt werden. Die in vielen Orten ansässigen Institute versprachen eine wissenschaftliche und gesellschaftliche Ausbildung, die ein kulturelles Leben ebenso mit einschloss wie Unterweisungen in Haushaltsführung. Ein weiteres Pensionat gab es in Detmold in der Emilienstraße 12, geleitet von Emilie Michaelis-Jena.1
1925 heiratete Aenne Stein den Viehhändler Aron Schaap, dessen Familie ursprünglich aus den Niederlanden stammte, und lebte mit ihm und ihren beiden gemeinsamen Kindern Leonie und Joachim in Lathen. Aron Schaap wurde nach den Ausschreitungen des Novemberpogroms, bei denen die Lathener Synagoge ungeachtet der dort sich gerade befindenden Menschen in Brand gesetzt wurde, in das Konzentrationslager Sachsenhausen deportiert.
Am 22. November 1939 flohen Anna und Aron Schaap mit ihren Kindern in die Niederlande und lebten dort - wie Arons Bruder Bendix und dessen Familie auch - in Rolde.
Drei Jahre später wurden sie festgenommen und kamen Anfang Oktober 1942 im Durchgangslager Westerbork in Haft. Von dort wurde Anna Schaap mit ihrem Mann, ihren beiden Kindern und auch der Familie ihres Schwagers Bendix nach drei Wochen, am 23. Oktober 1942, nach Auschwitz deportiert. Anna, Aron und Leonie Schaap wurden am 26. Oktober 1942 umgehend nach ihrer Ankunft und der Selektion ermordet. Von den 988 Menschen dieses Transports wurden 935 sofort getötet. 53 wurden noch zur Arbeit ausgesondert.
Anna und Aron Schaaps Sohn Joachim gehörte zu den Arbeitsfähigen und wurde noch in das Lager eingewiesen. Er starb am 31. März 1944. Joachim Schaap wurde für tot erklärt.
Auch Bendix Schaap, seine Frau Emilie und deren drei Kinder wurden umgehend nach ihrer Ankunft in Auschwitz ermordet. Alfred Stein, Aennes ältester Bruder, wurde im Dezember 1941 nach Riga deportiert, ebenso Julius Stein mit seiner Familie. Ihre Schwester Johanna Vera, verh. Förster wurde von Berlin nach Auschwitz deportiert. Antoinette Frank, geb. Stein wurde am 28. Mai 1943 in Sobibor ermordet. Georg Stein, Aennes jüngster Bruder, hatte sich ebenfalls mit seiner Familie in die Niederlande retten wollen. Er wurde am 3. August 1942 in Auschwitz ermordet. Seine Frau und seine Tochter überlebten.
1 Bis 1905 führte Emma Leeser ebenfalls ein Pensionat in Detmold, verzog dann aber nach Köln.
QUELLEN: StdA DT MK; StdA Gescher; Kreisarchiv Emsland; Gedenkstätte und Museum Auschwitz; Herinneringscentrum Kamp Westerbork; https://www.joodsmonument.nl/en/page/128334/anna-schaap-stein; Yad Vashem; Arolsen Archives
LITERATUR: Wissen (1989), Wiemold (2015)