geb. 15.06.1907 in Vogelhorst Kreis Lemgo - 27.01.1945 Hildesheim, Kommando Trillke
Religionszugehörigkeit: | ev. |
Eltern: | Karolina Luise Lina Mathilde Meierjohann, geb. Ritter und Friedrich Gustav Karl Meierjohann |
Ehefrau: | Lina Meierjohann, geb. Bolhorst (geb. 06.12.1907 in Übbentrup Keis Lemgo) |
Kinder: | 4 |
Beruf: | Landwirt, Knecht |
Wohnorte: | Vogelhorst, Kreis Lemgo (heute Lemgo Voßheide), Am Brink 54 (ehemals Lütte Nr. 5) Müssen (Lage) 25.01.1938 Voßheide Remmighausen bei Detmold Nr. 22 |
Gustav Meierjohann besuchte nach der Volksschule für kurze Zeit das Gymnasium in Lemgo, das er bereits in der sechsten Klasse verließ. Nach mehr als zwei Jahren praktischer Tätigkeiten auf einem Bauernhof und nach zwei Semestern in der Landwirtschaftsschule in Lage arbeitete er als Knecht und war auch als Ziegeleiarbeiter tätig. 1938 heiratete er Lina Bolhorst aus Übbentrup und lebte mit ihr und den vier gemeinsamen Kindern in Remmighausen bei Detmold.
Im November 1942 wurde Gustav Meierjohann als Güterbodenarbeiter bei der Güterabfertigung der Reichsbahn in Detmold eingestellt. Im Sommer des folgenden Jahres wurde er ebenfalls zur Güterabfertigung nach Herford abgeordnet. Durch eine frühere Hausangestellte wurde das Ehepaar Meierjohann offenbar aus Rachegefühlen dieser Angestellten, die selbst wegen Diebstahls durch die Meierjohanns angezeigt worden war, nunmehr wegen Eisenbahndiebstahls bzw. Hehlerei angezeigt.
Gustav Meierjohann wurden Diebstähle von verschmutzten und auf dem Boden liegenden Tabakblättern, Bonbons und Zucker angelastet, wobei er laut Anklageschrift die Situation mit zahlreichen Hilfsarbeitern und ausländischen Zwangsarbeitern und die daraus folgende mangelnde Beaufsichtigung der Beschäftigten ausgenutzt habe. Er wurde als sog. Volksschädling "wegen der besonderen Verwerflichkeit seiner Tat" wegen "fortgesetzten einfachen Diebstahls unter Ausnutzung der durch den Kriegszustand verursachten außergewöhnlichen Verhältnisse" durch das Landgericht Detmold zu vier Jahren Zuchthaus und Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte auf vier Jahre verurteilt, wobei sich sein Geständnis und Bereuung der Taten strafmildernd auswirkten. Seine Ehefrau wurde wegen Hehlerei lediglich zu einer Geldstrafe verurteilt.
Durch die Unverhältnismäßigkeit von Strafe und Tat zählt Gustav Meierjohann zu den Opfern der NS-Justiz und deren Willfährigkeiten. Nachdem das Urteil zum 31. Januar 1944 rechtskräftig geworden war, trat Gustav Meierjohann die Haft im Zuchthaus Celle an. Von dort wurden Strafgefangene in den Trillke-Werken (zuvor "Elektro- und feinmechanische Industrie GmbH", kurz: Elfi-Werke) mit Sitz in Hildesheim eingesetzt. Hier produzierte die Robert-Bosch GmbH im Auftrag des Oberkommandos des Heeres kriegswichtige Teile wie elektrische Anlagen für Kraftfahrzeuge, Panzer und Schiffe. Noch vor Beginn des Zweiten Weltkriegs hatte der Bosch-Konzern im Hildesheimer Wald eine hochmoderne Rüstungsfabrik unter größter Geheimhaltung und in enger Zusammenarbeit mit den NS-Behörden errichtet, in der Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter, Kriegsgefangene und eben auch Strafgefangene aus Celle unter schwersten Bedingungen arbeiten mussten. Hier starb Gustav Meierjohann am 27. Januar 1945.
QUELLEN: LAV NRW OWL D 21 B Nr. 3977; StdA DT MK; StdA Lemgo; Niedersächsisches Landesarchiv Hannover (NLA HA) Hann. 86 Celle Acc. 142/90 Karteikarte Nr. 43/836, 142/90 Nr. 2022; www.zwangsarbeit-bosch.de