M_Biographien
geb. 10.10.1908 in Bonn - 24.07.1942 in der Vernichtungsstätte Maly Trostinec bei Minsk
Religionszugehörigkeit: | jüdisch |
Eltern: | Ida Marmorstein, geb. Jacoby und Adolf Marmorstein |
Tochter: | Karin Marmorstein (29.04.1932 in Köln - 24.07.1942 in Maly Trostinec) |
Wohnorte: | Bis 30.04.1925 Bonn, Markt 27 01.05.1925 Detmold, Moltkestr. 28 bei Jacobsberg 11.03.1926 Bonn, Markt 27 01.03.1928 Bonn, Königstr. 33 01.01.1932 Bonn, Markt 29 15.02.1932 Köln |
Ilse Marmorstein war in Detmold für einige Monate mit der offiziellen Bezeichnung ihres "Standes" als "Pensionärin" gemeldet, da sie im Pensionat von Thirza Jacobsberg lebte. In derlei Pensionaten sollten jungen Frauen gesellschaftliche Umgangsformen und hauswirtschaftlichen Fertigkeiten vermittelt werden. Die in vielen Orten ansässigen Institute versprachen in Zeitungsinseraten eine wissenschaftliche und gesellschaftliche Ausbildung, die ein kulturelles Leben ebenso mit einschloss wie Unterweisungen in Haushaltsführung. In Detmold gab es ein weiteres Pensionat in der Emilienstraße 12, geleitet von Emilie Michaelis-Jena.1
Ilse Marmorstein war nicht verheiratet und lebte ab 1932 in Köln, wo auch ihre Tochter Karin zur Welt kam. Beide wurden am 20. Juli 1942 mit insgesamt 1164 Menschen in den "Osten", wie es hieß, und damit in das Ghetto Minsk deportiert. Darunter waren 118 Kinder unter zehn Jahren.2 Direkt nach ihrer Ankunft am Minsker Bahnhof wurden die Menschen auf Lastwagen verladen, zu den nahegelegenen Vernichtungsstätten gebracht und dort von Schutzpolizisten und Angehörigen der Waffen-SS erschossen oder in Gaswagen auf dem Weg dorthin ermordet. Es ist davon auszugehen, dass auch Ilse Marmorstein und ihre Tochter Karin direkt nach ihrer Ankunft am 24. Juli 1942 in der Vernichtungsstätte Maly Trostinec ermordet wurden. Karin Marmorstein wurde zehn Jahre alt.
1 Bis 1905 führte Emma Leeser ebenfalls ein Pensionat, verzog dann aber nach Köln.
2 S. hierzu auch die Einträge von Moritz Rülf und Erika Rülf.
QUELLEN: StdA DT MK; StdA Bonn; Standesamt Köln; NS-Dokumentationszentrum Köln
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geb. 06.04.1905 in Strasburg/Westpreußen
Religionszugehörigkeit: | jüdisch |
Eltern: | Max und Rosa Levysohn, geb. Silberberg |
Geschwister: | Babette Katz, geb. Levysohn Georg Levysohn, später George Levison (geb. 1907) Armin Levysohn (geb. 1909) |
Ehemann: | Hans Erhard Marx |
Beruf: | Haustochter |
Wohnorte: | 10.10.1931 Detmold, Hornsche Str. 33 b. Mutter 15.08.1938 Wuppertal-Elberfeld, Kaiser Wilhelm Allee 6 01.12.1938 Detmold, Hornsche Str. 33 b. Mutter 28.03.1942 "abgemeldet nach unbekannt" |
Auf der Einwohnermeldekarte der Stadt Dstmold findet sich der Vermerk "Beide Großelternteile sind Volljuden".
Am 30. März 1942 wurde Else Marx zusammen mit ihrem Mann Hans Erhard Marx - mit ihm war sie seit dem 24.04.1941 verheiratet - von Detmold zunächst nach Bielefeld transportiert und von dort einen Tag später in einem Viehwaggon nach Warschau deportiert, wo sie am 2. April 1942 ankamen. Dort wurden sie mit dem Ehepaar Otto Katz und Babette Katz untergebracht. Sie lebten zusammen in einem Zimmer in der Gerichtsstraße 109.
Else Marx erkrankte laut Zeugenaussagen im Mai 1942 an Typhus. Zusammen mit ihrer Schwester sei sie im April 1943 in das Ghetto Lublin deportiert worden.
Else Marx wurde vom Amtsgericht Detmold 1950 für tot erklärt. Das amtliche Todsdatum wurde auf den 8. Mai 1945 festgesetzt.
QUELLEN: StdA DT MK; LAV NRW OWL D 1 Nr. 6141, D 23 Detmold Nr. 5136, D 103 Lippe Nr. 519, 520, 550, 870, 871; KAL K2 Detmold/Lemgo BEG Nr. 520, 550
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geb. 02.11.1905 in Bottrop
Religionszugehörigkeit: | jüdisch |
Eltern: | Isidor Marx und Ella Marx, geb. Blanck |
Ehefrau: | Else Marx, geb. Levysohn |
SchwägerinundSchwager: | Babette Katz Otto Katz |
Beruf: | Kaufmann, Arbeiter |
Wohnorte: | Oberhausen-Osterfeld, Marktplatz 4 Oberhausen, Ellenbogenstr. 10 15.01.1942, Detmold, Hornsche Str. 33 28.03.1942 "abgemeldet n. unbekannt" |
Während des Novemberpogroms wurde Hans Marx verhaftet und am 11. November 1938 im Gerichtsgefängnis Oberhausen in sog. Schutzhaft genommen. Er wurde kurz darauf in das Konzentrationslager Dachau überstellt (Häftlingsnummer 29909), wo er am 12. Januar 1939 entlassen wurde.
Am 30. März 1942 wurde er zusammen mit seiner Frau Else Marx von Detmold aus zunächst nach Bielefeld transportiert und einen Tag später von dort im Viehwaggon nach Warschau deportiert, wo sie am 2. April 1942 ankamen und zusammen mit dem Ehepaar Otto Katz und Babette Katz untergebracht wurden. Dort lebten sie in einem Zimmer in der Gerichtsstraße 109.
Hans Marx wurde laut Zeugenaussagen im April 1942 mit weiteren 198 Männern nach Treblinka transportiert, wo sie beim Aufbau des Vernichtungslager mit arbeiten mussten. Hans Marx sei im Kommando "Brückenbau Maukina" eingesetzt worden. Im Juli 1942 sei er schwerverletzt einem weiteren Kommando zugeteilt worden. Dort sei er von ukrainischen "Hilfswilligen" der SS erschossen worden.
1950 wurde Hans Marx vom Amtsgericht Detmold für tot erklärt. Das amtliche Todesdatum wurde auf den 31. Juli 1942 festgesetzt.
QUELLEN: StdA DT MK; LAV NRW OWL D 1 Nr. 6141, D 23 Detmold Nr. 5136, D 103 Lippe Nr. 519, 520, 550, 870, 871; KAL K2 Detmold/Lemgo BEG Nr. 870, 871; Arolsen Archives
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geb. 12.02.1891 in Hamburg
Religionszugehörigkeit: | jüdisch |
Eltern: | Nathan Otto Masse, Kaufmann und Emma Jonas, geb. Levison |
Ehemann: | Alfred Adolf Masse(18.11.1883- 05.01.1929), Bankier |
Kinder: | Edith Masse (geb. 22.06.1914) Gerd Masse Rudolf Masse (geb. 4.04.1912) Irmgard Masse Arnold Masse |
Wohnorte: | Siekholz 23/Detmold 17.07.1942 Detmold, Sachsenstr. 4 bei Frl. Ries 28.07.1942 "nach Theresienstadt abgemeldet" |
Am 21.Juni 1911 hatte Margot Jonas in Hamburg Alfred Masse geheiratet. Durch einen Sportunfall war sie stark gehbehindert und wurde über Jahre von einer befreundeten Krankenpflegerin versorgt. Eine Flucht in die USA mit der Familie war geplant, was jedoch durch die Einziehung der Reisepässe im September 1938 von Margot, Edith und Gerd Masse verhindert wurde.
1942 wurde Margot Masse in eines der Detmolder "Judenhäuser" in der Sachsenstraße 4 eingewiesen. Am 28. Juli 1942 wurde sie mit dem Transport Nr. XI/1-328 über Bielefeld nach Theresienstadt deportiert, wo sie umkam.
Das Amtsgericht Detmold erklärte Margot Masse 1947 für tot. Als amtliches Todesdatum wurde der 8. Mai 1945 festgesetzt.
Rudolf Masse (später Ralph Harold) emigrierte in die USA.
QUELLEN: SdA DT MK; LAV NRW OWL D1 Nr. 614, 5903, D 20 A Nr. 9509, 9510, D 20 B Nr. 207, 3363, 3427, 3750, D 21 B Nr. 1980, D 23 Detmold Nr. 4902, D 27 Nr. 2713, 7188, D 103 Lippe Nr. 666, 670, 709, L 80 Ie Gr. IV Tit. 3 Nr. 46 ; KAL K2 Detmold/Lemgo BEG Nr. 666, 670; Beit Theresienstadt; ZA B1 /34 Nr. 842, 857; Arolsen Archives
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geb. 15.06.1907 in Vogelhorst Kreis Lemgo - 27.01.1945 Hildesheim, Kommando Trillke
Religionszugehörigkeit: | ev. |
Eltern: | Karolina Luise Lina Mathilde Meierjohann, geb. Ritter und Friedrich Gustav Karl Meierjohann |
Ehefrau: | Lina Meierjohann, geb. Bolhorst (geb. 06.12.1907 in Übbentrup Keis Lemgo) |
Kinder: | 4 |
Beruf: | Landwirt, Knecht |
Wohnorte: | Vogelhorst, Kreis Lemgo (heute Lemgo Voßheide), Am Brink 54 (ehemals Lütte Nr. 5) Müssen (Lage) 25.01.1938 Voßheide Remmighausen bei Detmold Nr. 22 |
Gustav Meierjohann besuchte nach der Volksschule für kurze Zeit das Gymnasium in Lemgo, das er bereits in der sechsten Klasse verließ. Nach mehr als zwei Jahren praktischer Tätigkeiten auf einem Bauernhof und nach zwei Semestern in der Landwirtschaftsschule in Lage arbeitete er als Knecht und war auch als Ziegeleiarbeiter tätig. 1938 heiratete er Lina Bolhorst aus Übbentrup und lebte mit ihr und den vier gemeinsamen Kindern in Remmighausen bei Detmold.
Im November 1942 wurde Gustav Meierjohann als Güterbodenarbeiter bei der Güterabfertigung der Reichsbahn in Detmold eingestellt. Im Sommer des folgenden Jahres wurde er ebenfalls zur Güterabfertigung nach Herford abgeordnet. Durch eine frühere Hausangestellte wurde das Ehepaar Meierjohann offenbar aus Rachegefühlen dieser Angestellten, die selbst wegen Diebstahls durch die Meierjohanns angezeigt worden war, nunmehr wegen Eisenbahndiebstahls bzw. Hehlerei angezeigt.
Gustav Meierjohann wurden Diebstähle von verschmutzten und auf dem Boden liegenden Tabakblättern, Bonbons und Zucker angelastet, wobei er laut Anklageschrift die Situation mit zahlreichen Hilfsarbeitern und ausländischen Zwangsarbeitern und die daraus folgende mangelnde Beaufsichtigung der Beschäftigten ausgenutzt habe. Er wurde als sog. Volksschädling "wegen der besonderen Verwerflichkeit seiner Tat" wegen "fortgesetzten einfachen Diebstahls unter Ausnutzung der durch den Kriegszustand verursachten außergewöhnlichen Verhältnisse" durch das Landgericht Detmold zu vier Jahren Zuchthaus und Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte auf vier Jahre verurteilt, wobei sich sein Geständnis und Bereuung der Taten strafmildernd auswirkten. Seine Ehefrau wurde wegen Hehlerei lediglich zu einer Geldstrafe verurteilt.
Durch die Unverhältnismäßigkeit von Strafe und Tat zählt Gustav Meierjohann zu den Opfern der NS-Justiz und deren Willfährigkeiten. Nachdem das Urteil zum 31. Januar 1944 rechtskräftig geworden war, trat Gustav Meierjohann die Haft im Zuchthaus Celle an. Von dort wurden Strafgefangene in den Trillke-Werken (zuvor "Elektro- und feinmechanische Industrie GmbH", kurz: Elfi-Werke) mit Sitz in Hildesheim eingesetzt. Hier produzierte die Robert-Bosch GmbH im Auftrag des Oberkommandos des Heeres kriegswichtige Teile wie elektrische Anlagen für Kraftfahrzeuge, Panzer und Schiffe. Noch vor Beginn des Zweiten Weltkriegs hatte der Bosch-Konzern im Hildesheimer Wald eine hochmoderne Rüstungsfabrik unter größter Geheimhaltung und in enger Zusammenarbeit mit den NS-Behörden errichtet, in der Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter, Kriegsgefangene und eben auch Strafgefangene aus Celle unter schwersten Bedingungen arbeiten mussten. Hier starb Gustav Meierjohann am 27. Januar 1945.
QUELLEN: LAV NRW OWL D 21 B Nr. 3977; StdA DT MK; StdA Lemgo; Niedersächsisches Landesarchiv Hannover (NLA HA) Hann. 86 Celle Acc. 142/90 Karteikarte Nr. 43/836, 142/90 Nr. 2022; www.zwangsarbeit-bosch.de
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