geb. 27.02.1886 in Hamburg
Religionszugehörigkeit: | jüdisch |
Eltern: | Alexander Kauders und Hannchen Kauders, geb. Goldstein (05.05.1854 in Kissingen - 22.01.1935 in Kissingen) |
Geschwister: | Carl Michael Kauders (23.08.1887 in Hamburg - April 1968 in USA) Josef Samuel Kauders 04.12.1890 in Hamburg - Mai 1970 in New York) Lina Neustädter, geb. Kauders |
1.Ehefrau: | Betty Ester Kauders, geb. Bernsohn |
Sohn: | Martin Alexander Kauders (geb. 21.12.1920) |
2.Ehefrau: | Frieda Kauders, gesch. Horn, geb. Levy |
Beruf: | Kaufmann, Rendant |
Wohnorte: |
Hamburg, Rotherbaum, Eichenallee 19 |
Auf der Einwohnermeldekarte der Stadt Detmold findet sich der Vermerk "Beide Großelternteile waren Volljuden."
Eduard Kauders wuchs mit drei Geschwistern in Hamburg auf und wurde Kaufmann. Im Ersten Weltkrieg war er von 1914 bis 1918 Soldat. Die Kriegserfahrungen spiegelten sich später in Detmold durch seine Mitglied im Kriegerverein sowie in seiner Tätigkeit als Vorsitzender der Ortsgruppe Detmold des Reichsbund jüdischer Frontsoldaten (RjF) wider. Am 28. März 1920 heiratete er Betty Ester Bernsohn in Hannover. Im selben Jahr war er als Rechnungsführer bei der Israelitischen Gartenbauschule Ahlem tätig. Die Ehe wurde nur kurze Zeit später, im Jahr 1921, geschieden. Betty Kauders zog mit dem gemeinsamen Sohn Martin Alexander nach Erfurt.
1923 zog Eduard Kauders von Ahlem nach Detmold. Am 21. März 1923 heiratete er Frieda Horn, geb. Levy, die bis dahin die Geschäftsinhaberin des Schuhhauses "Teutonia" und die seit 1921 Eigentümerin des Hauses und Grundstücks Lange Straße 36 war. Eduard Kauders übernahm nun die Leitung des Geschäftes, wo bis 1933 fünf bis sechs Angestellte tätig gewesen seien. Seine Frau erhielt Prokura. Zusammen mit seinem Bruder Carl gründete Eduard Kauders am 1. Juli 1923 eine Schuhwarengroßhandlung "Gebrüders Kauders OHG", die jedoch nur kurze Zeit bestand und am 4. Oktober 1923 aus dem Handelsregister wieder gelöscht wurde.
Eduard Kauders engagierte sich nicht nur in den oben genannten Vereinen, sondern auch in der Detmolder Kultusgemeinde, deren letzter Vorstandsvorsitzende er war. Jahrelang war er für die Korrespondenzen der Synagogengemeinde Detmold und auch des Landesverbandes der Synagogengemeinden verantwortlich. Er gehörte durch sein Tätigkeiten zu den bedeutenden und exponierten Persönlichkeiten der jüdischen Bürgerschaft und geriet umgehend in den Fokus der NS-Behörden. Vom 21. März bis 4. Mai 1933 wurde er in sogenannte Schutzhaft genommen. 1934 wurde der Firma durch die Landesregierung als Maßnahme zum "Schutz nationaler Symbole" der Zusatz "Teutonia" untersagt. Der Name wurde in "Schuhhaus Eduard Kauders" geändert. 1935 wurden Wehrmachtangehörige durch den Kreisleiter des NSDAP-Kreises Detmold aufgefordert, das Geschäft zu meiden. Die Lippische Staatszeitung diffamierte Eduard Kauders in zahlreichen Artikeln. Am 5. Oktober 1935 verkaufte er das Geschäft unter dem Druck der politischen Verhältnisse an den Schuhmachermeister Hubert Gockel. Somit wurde auch dieser ehemals jüdische Betrieb zwangsarisiert. Da Eduard Kauders nunmehr über keinerlei Einkünfte mehr verfügte, musste er sich beruflich neu orientieren und beantragte am 15. Juni 1936 eine Legitimationskarte für den Handel mit Papierwaren und Ansichtskarten. Dies wurde ihm mit der nicht belegten oder bewiesenen Begründung seitens des Bürgermeisters versagt, Kauders würde sein Gewerbe zu staatsfeindlichen Zwecken missbrauchen. Ebenfalls unbelegt blieb der Vorwurf, dieser habe vor 1933 die KPD finanziell unterstützt. Eduard Kauders versuchte vergeblich, dies durch seine zeitweilige Mitgliedschaft in der DDP, in der er sich jedoch nicht politisch aktiv betätigt habe, zu widerlegen. Durch die Ortsgruppe Detmold der NSDAP wurde Eduard Kauders als "einer der übelsten Hetzer" beschimpft. Diese Verleumdungen wurden durch die Kreisleitung sowie durch die Staatspolizeistelle Bielefeld, Außenstelle Detmold bestätigt. Eduard Kauders widersetzte sich den Anschuldigungen und legte Beschwerde gegen die Verweigerung einer Legitimationskarte ein. Vertreten wurde er in diesem Rechsstreit durch Dr. Albert Hirschfeld. In einem bis zum Oktober 1937 andauernden Verfahren, in das unter anderem auch das Oberverwaltungsgericht Detmold eingebunden worden war, blieb Eduard Kauders chancenlos und scheiterte. Ihm wurden auch die Kosten des Verfahrens auferlegt.
1938 versuchte das Ehepaar Kauders nach Palästina auszuwandern. Auch eine Emigration in die USA wurde von ihnen in Erwägung gezogen. Eduard Kauders hatte sich in der 1935 gegründeten Zionistischen Arbeitsgemeinschaft (ZAG, später: Zionistische Ortsvereinigung, ZOV) engagiert und war deren Vorsitzender und Vertrauensmann. In Vorbereitung dieses Planes begannen sie im Sommer des Jahres Verkaufsverhandlungen ihres Grundstücks und des Hauses in der Langen Straße 36. Eduard Kauders stellte im Juni 1938 zudem einen Antrag auf Hachschara-Umschulung als Fußpfleger. Bei der Supinator-Compagnie, Fabrik orthopädischer und sanitärer Artikel in Frankfurt-Rödelheim wurde, wie es in dem Schreiben vom 4. Juni 1938 hieß, "ein nichtarischer Kursus" der praktischen Fußpflege angeboten. Das Palästina-Amt Berlin der Jewish Agency for Palestine riet Kauders in einem Schreiben vom 22. Juni 1938 wegen eines Überangebots und äußerst schlechten Verdienstmöglichkeiten dieser Berufsgruppe in Haifa, Tel Aviv oder Jerusalem von diesem Ansinnen jedoch ab.
Am 9. November 1938 wurde das Grundstück Lange Straße 36 an den Stahlwaren- und Waffenhändler Adolf Paul verkauft. In dem durch den Sohn Martin Alexander Kauders 1948/49 angestrengten Rückerstattungsverfahren gab Paul an, bereits seit 1912 in diesem Haus einen Laden mietweise betrieben zu haben. Als die Eheleute Kauders 1931/32 in finanzielle Schwierigkeiten geraten seien und ein Konkurs drohte, der mit einem Vergleich endete, sei er Gläubiger einer auf dem Grundstück ruhenden Hypothek geworden und hätte das Vorkaufsrecht erhalten. Bereits zu diesem Zeitpunkt habe das Ehepaar Kauders eine Auswanderung nach Argentinien in Erwägung gezogen, was sie allerdings nicht in die Tat umsetzten. Adolf Paul gab in diesem Zusammenhang auch an, er habe Kauders stets freundschaftlich beratend unterstützt, zu Geldtransferierungen in die Schweiz geraten und verhindert, dass es während des November-Pogroms zu Zerstörungen und Plünderungen gekommen sei. Inwieweit er damit auch seine eigenen Interessen verfolgte, da es sich ja nunmehr um sein Eigentum gehandelt hatte, bleibt fraglich. Das Ehepaar Kauders lebte nach dem Verkauf ihres Hauses dort noch im zweiten Stock, bis es zum November 1939 in eines der Detmolder "Judenhäuser" in der Paulinenstraße 6 zwangseingewiesen wurde.
Während des November-Pogroms wurde Eduard Kauders verhaftet und in das Konzentrationslager Buchenwald eingeliefert, wo er bis zum 12. Dezember 1938 in Haft war. Danach unterlag er der staatlichen Überwachung. So findet sich in den Meldeunterlagen der Stadt Detmold der Vermerk vom 27. Juli 1937: "Wenn Auswanderung erfolgt, sofort Mitteilung an Geheime Staatspolizei machen." Eduard Kauders betrieb zusammen mit Moritz Herzberg das Detmolder Büro der Reichsvereinigung der Juden in Deutschland ("Bezirksstelle Westfalen der Reichsvereinigung der Juden in Deutschland. Büro Detmold für das Land Lippe"). Sie sahen sich unter anderem gezwungen, die Gemeindemitglieder über ihre bevorstehende Deportation zu informieren. Im März 1942 wurden Eduard und Frieda Kauders in ein weiteres sogenanntes Judenhaus in der Honschen Straße 33 zwangseingewiesen. Vier Monate später, im Juli 1942, standen sie beide selbst auf der Deportationsliste.
Zusammen mit seiner Frau wurde Eduard Kauders am 28. Juli 1942 mit dem Transport Nr. XI/1-225 über Bielefeld nach Theresienstadt verschleppt und mit dem Transport Eq-294 von dort am 12. Oktober 1944 nach Auschwitz deportiert. Von den ursprünglich 1500 Menschen dieses Transports überlebten 112. Frieda und Eduard Kauders gehörten nicht zu ihnen.
1947 wurde Eduard Kauders vom Amtsgericht Detmold für tot erklärt. Das amtliche Todesdatum wurde auf den 8. Mai 1945 festgesetzt.
Martin Kauders arbeitete in Ahlem als gärtnerischer Ausbildungsleiter für Jugendliche, die sich auf die Auswanderung vorbereiteten. Wenige Tage vor Kriegsbeginn konnte er nach England fliehen. 1947 kehrte er nach Berlin zurück. Dort und in Leipzig studierte er Volkswirtschaft und Journalistik und lebte später in Berlin/DDR.
Carl Michael Kauders überlebte in England und starb 1968 in den USA. Josef Samuel Kauders starb 1970 in New York.
QUELLEN: StdA DT MK; LAV NRW OWL D 1 BEG Nr. 10975, D 1 Nr. 6141, D 20 B Nr. 3198, 3231, 3800, D 22 Detmold Nr. 6169 Schutzhaftgefangene, D 23 Detmold Nr. 2947, 4763, 4846, 4884, 4763, D 27 Nr. 2750, 2752, D 87 Nr. 12, 17, D 107/84 Nr. 804, 844, 856, 859, 882, 887, 1057, L 80.07 Nr. 574, 583, L 80.10 Nr. 156, L 113 Nr. 438, 470, 477, 849, M 4 A Nr. 28; KAL K2 Detmold/Lemgo BEG Nr. 857; LATh-HStA Weimar; Beit Theresienstadt; ZA B 1/34 Nr. 767, 786, 837, 840, 844, 853, 856, 857, 859, 882, 887, 1057, 1077; Arolsen Archives
WEITERE QUELLEN: LTZ, 11.10.1911: Anzeige zur Neueröffnung des Schuhhauses "Teutonia"
Amtsblatt , 05.10.1912:HR (A 216), AG DT
Eintrag der Fa. Schuhhaus Teutonia Frieda Levi, Detmold
Inh.: Frieda Levi
LZ , 30.05.1914: Anzeige des Schuhhauses Teutonia, Detmold
LZ, 21.09.1922: Gemeinsame Anzeige über Schließung der Geschäfte "feiertagshalber": S. Alsberg & Co., Max Blank & Co., J.A. Erda, Gebr. Rosenbaum, W. Rosenbaum, Gebr. Schönhaus, Schuhhaus Teutonia
LZ , 21.03.1923: Vermählungsanzeige Eduard Kauders und Friedel Levi
Staatsanzeiger, 21.07.1923:HR (A 406), AG DT
Gebrüder Kauders oHG, DT
LITERATUR: Mitschke-Buchholz (2013)

Frieda Kauders, Irma Buchholz, Eduard Kauders, Gerhart, Ilse und Bernhard Buchholz, o.J. (StdA DT DT V 19 Nr. 176)
DOKUMENTE
Thbn.png)
Einwohnermeldekarte von Eduard und Frieda Kauders (StdA DT MK)

Geldkarte von Eduard Kauders im KZ Buchenwald

Karteikarte von Eduard Kauders in Theresienstadt

Auszug aus der Korrespondenz zu Eduard Kauders