20.02.1903 in Köln - 26.05.1945 in Tröbitz
Religionszugehörigkeit: Eltern: |
jüdisch
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Ehemann: | Siegfried Brandt |
Kinder: | Heinz Hermann Brandt (21.04.1930 in Detmold - 05.05.1931 in Detmold) Inge Brandt |
Wohnorte: |
Bonn, Coburger Str. 3 |
Else Simon lebte zunächst mit ihren Eltern in Bonn. Am 3. Dezemebr 1926 verlobte sie sich mit dem Kaufmann Dr. Siegfried Brandt aus Ostrowo, der ebenfalls in den 1920er Jahren in Bonn wohnte. Am 27. März 1927 fand ihre Hochzeit in Bonn statt. Else Brandt zog 1927 zu ihrem Mann nach Detmold, wo dieser seit 1925 als Geschäftsführer der Firma "Vereinigte Möbelfabriken Neugarten & Eichmann" arbeitete. Am 21. April 1930 kam ihr Sohn Heinz zur Welt, der jedoch im Alter von nur einem Jahr verstarb. 1932 wurde ihre Tochter Inge geboren, die an Diabetes litt. 1935 wurde die Firma Neugarten & Eichmann zwangsarisiert und unter dem Namen "Vereinigte Möbelfabriken G.m.b.H Detmold" geführt. Siegfried Brandt verlor somit seine Arbeit und seine Existzgrundlage. Die Familie geriet in finanzielle Nöte.
Am 20. März 1938 zog die Familie Brandt nach Düsseldorf und bemühte sich um ihre Ausreise nach Holland. Wegen Steuerschulden wurde das Passgesuch von Siegfried Brandt zunächst abgelehnt. Nach Begleichung des Betrages erhielt er einen Reisepass für ein Jahr. Um die Emigration seiner Familie vorzubereiten, ging Siegfried Brandt im April 1938 zunächst allein nach Amsterdam. Else Brandt und ihre Tochter Inge folgten ihm im Januar 1939. Nach der Besetzung der Niederlande verschärften sich die antijüdischen Gesetze, so dass Inge nicht mehr zur Schule gehen konnte und die jüdische Bevölkerung ab 1942 den "Judenstern" tragen musste.
Am 20. Juni 1943 wurde von den Nationalsozialisten eine großangelegte Razzia durchgeführt. Else Brandt und ihre Familie gehörten zu den Verhafteten und wurde zunächst im "Judendurchgangslager Westerbork" interniert. Von dort wurden sie am 1. Februar 1944 in das "Austauschlager" nach Bergen-Belsen deportiert. In der Liste des sogenannten Sternlagers werden sie als staatenlos geführt. Es liegen keine Informationen darüber vor, was die Familie Brandt zu möglichen Kandidaten für einen Austausch gegen im Ausland internierte deutsche Staatsbürger machte. Ihr Mann und auch ihre Tochter wurden in Bergen-Belsen um ihr Leben gebracht.
Else Brandt sollte noch am 10. April 1945 nach Theresienstadt deportiert werden. Allerdings gehörte dieser Zug zu den sog. Verlorenen Transporten und kam dort nie an: Für 2400 Häftlinge begann am 11. April 1945 eine qualvolle Irrfahrt durch das noch unbesetzte Deutschland. Sowjetische Truppen stießen am 23. April 1945 auf diesen Zug, der unweit von Tröbitz (in der Nähe von Dresden) zum Stehen gekommen war. Sie befreiten die völlig ausgehungerten, entkräfteten und kranken Häftlinge. Mehr als 200 Menschen von ihnen hatten die Fahrt nicht überlebt. In den nachfolgenden Tagen und Wochen starben noch hunderte befreite Menschen an Fleckfieber und Typhus. Zu den Opfern gehörte auch Else Brandt, die bereits krank und nicht mehr gehfähig gewesen war.
Zunächst wurde Else Brandt in Tröbitz in einem Massengrab des "Nordfeld-Lagers" begraben. 1951 wurden die dort beerdigten 134 Opfer direkt neben der evangelischen Kirche in Gemeinschaftsgräbern in der Ortsmitte von Tröbitz umgebettet.
Viele Helfer aus Tröbitz und auch jüdische Ärzte, die sich unter den Gefangenen befanden, stellten sich zur Pflege und Behandlung zur Verfügung und starben an den Folgen ihres Einsatzes ebenfalls an Typhus. Innerhalb der acht Wochen, die es dauerte, bis die Typhus-Epidemie zum Stillstand kam, starben noch weitere 320 Menschen, darunter auch 26 Tröbitzer Bürger.
QUELLEN: StdA DT MK ; Arolsen Archives; Gedenkstätte Bergen-Belsen; LAV NRW Rheinland