Geb. 11.10.1894 in Detmold-Pivitsheide

Religionszu­gehörigkeit: Zeugen Jehovas
Ehemann: Wilhelm Höveler
Schwager: Eduard Höveler
Beruf: Hausfrau
Kinder: 2

 

Wohnorte: Pivitsheide  Nr. 43

 

Emma Höveler wurde mit ihrer Familie als Bibelforscher verfolgt. Sie war mit Wilhelm Höveler seit dem 21. März 1925 verheiratet und hatte mit ihm zwei Töchter. Da ihr Mann und auch ihr Schwager Eduard Höveler als "fanatische Anhänger des IBV" galten, "die ihre staatsfeindliche Einstellung" trotz aller Repressalien nicht aufgaben und sich mit ihren Familien laut einem Schreiben des Amtes für Volkswohlfahrt, Abt. Jugendhilfe vom 22. Juni 1939 "von der Volksgemeinschaft absonderten", wurde durch das Amtsgericht Detmold ein Pfleger eingesetzt. Dieser sollte in Zusammenarbeit mit dem Ortsgruppenleiter vor allem die nunmehr alleinerziehenden und mittelosen Mütter - ihre Ehemänner waren bereits inhaftiert - unter Druck setzen, damit die Kinder beider Familien im nationalsozialistischen Sinne erzogen würden und dadurch ihrer Verpflichtung gegenüber dem NS-Staat nachkämen. Emma Höveler widersetzte sich dieser Aufforderung. Aufgrund ihrer Äußerung, eher "zusammen auf der Totenbahre liegen" zu wollen als die Kinder im nationalsozialistischen Sinne zu erziehen, wurden ihr ihre Töchter entzogen und getrennt in Erziehungsanstalten bzw. einer Pflegefamilie untergebracht. Emma Höveler und ihre Schwägerin mit ihren Kindern blieben zunächst in Pivitsheide zurück.

Etwa zwei Jahre später, am 13. Mai 19411 wurde Emma Höveler nach Denunziation, wie es offiziell hieß, in "Polizeigewahrsam" genommen, vom Sondergericht Hannover als Anhängerin der Zeugen Jehovas verurteilt und blieb bis zum 10. September d. J. im Polizeigefängnis Bielefeld, Turnerstraße 4 inhaftiert. Aus dem Gefängnis wurde Emma Höveler durch die Gestapo Bielefeld in das Konzentrationslager Ravensbrück gebracht und wurde dort unter der Häftlingsnummer 7171 registriert. Da die Bibelforscher ihre Haft als Prüfung Jehovas interpretierten, lehnten sie eine Flucht aus dem Lager ab und wurden von der SS auch in SS- und Privathaushalten oder auf landwirtschaftlichen Gütern ohne Bewachung eingesetzt. Für welche Arbeiten Emma Höveler eingesetzt wurde, ist nicht dokumentiert. Nach eigenen Angaben blieb sie bis zur Auflösung des Lagers.

Im Frühjahr 1945 hatte die SS begonnen, das Lager vor der näher rückenden Roten Armee zu räumen. Die Auflösung des Konzentrationslagers begann mit der Ermordung kranker Häftlinge. Zugleich konnten ca. 7500 Häftlinge durch Rettungstransporte des Schwedischen und des Internationale Roten Kreuzes in das neutrale Ausland in Sicherheit gebracht werden. Ab dem 24. April 1945 trieb die SS die geschwächten, aber noch gehfähigen Häftlinge auf sog. Todesmärsche. Am 30. April 1945 erreichte ein Vorauskommando der Roten Armee Ravensbrück und fand dort noch mehr als 2000 schwerkranke Häftlinge vor, die von der SS zurückgelassen worden waren. Unter ihnen war auch Emma Höveler. Sie verließ Ravensbrück am 12. Juni 1945 und kehrte zu ihrer Familie nach Pivitsheide zurück.

1 Laut Tagesrapport Nr. 4 der Geheimen Staatspolizei, Staatspolizeileitstelle Bielefeld, datiert am 14. Mai 1941

 

 

   

QUELLEN : LAV NRW OWL L 113 Nr. 962; Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück; Arolsen Archives

LITERATUR : Fings (2005), Garbe (1997), Hesse (1998), Minninger (2001), Riechert (1998), S. 723 - 752

 

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DOKUMENTE

 

Dokument 1

Schreiben des Amtes für Volkswohlfahrt Kreis Lippe an die Kreisleitung der NSDAP wegen des geplanten Kinderentzugs, Detmold 22.06.1939 (LAV NRW OWL L113 Nr. 962)

 

Dokument 2

Schreiben d. Amtes für Volkswohlfahrt Kreis Lippe an die Geheime Staatspolizei Bielefeld, Aussendienststelle Detmold wegen Überwachung Hövelers u. Kinderentzugs, Detmold 28.07.1939 (LAV NRW OWL L113 Nr. 962)

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