geb. 06.06.1878 in Detmold
Religionszugehörigkeit: | jüdisch |
Eltern: | Simon Examus (geb. 12.05.1834) und Bertha Examus, geb. Blank (geb. 14.04.1842) |
Geschwister: | Julius Examus (geb. 22.09.1861) Gustav Examus (geb. 23.01.1864) Albert Examus (geb. 07.06.1866) Selma Examus (geb. 27.02.1869) Bertha Gerson, geb. Examus (geb. 16.08.1874) Martha Marianne Herzberg, geb. Examus (geb. 10.04.1875) Rosa Examus (geb. 11.01.1877) Else Wertheim, geb. Examus (geb. 05.02.1885) |
Ehefrau: | Emmy Examus, geb. Salomon |
Tochter: | Ursula Markus, geb. Examus (01.04.1914 - 04.04.1996) |
Beruf: | Kaufmann, Getreidehändler |
Wohnorte: | Detmold: Mühlenstr. 8 13.04.1895 nach Elzen abgemeldet 06.04.1898 Mühlenstr. 8 25.09.1901 abgemeldet nach Barsinghausen 20.10.1903 Mühlenstr. 8 01.08.1905 Mühlenstr. 21 bei Müller 01.04.1910 Bahnhofstr. 2 bei Hartmann Vermerk: war nicht abgemeldet vom Militär 18.12.1918 Bahnhoftsr. 4 01.04.1936 Woldemarstr. 10 02.01.1939 Paulinenstr. 23 bei Salomon 19.10.1939 Paulinenstr. 10 bei Hirschfeld 30.03.1942 "nach unbekannt abgemeldet" |
Laut den Meldeunterlagen der Stadt war David Examus seit April 1898 in Detmold ansässig. Die Familie war im Getreide- und Viehhandel tätig. David Examus war 1907 in die Firma seines Bruders Gustav eingetreten. 1910 heiratete er Emmy Salomon. 1914 kam die Tochter Ursula zur Welt.
1924 gründete David eine OHG. Hinzu kam im selben Jahr Paul Eickelmann als persönlich haftender Gesellschafter, mit dem er zuvor als Angestellter in der Getreidehandlung des Bruders am Kronenplatz gearbeitet hatte. Die Firma (Detmold, Wotanstr. 2) war nun unter dem Namen "David Examus & Eickelmann" im Handelsregister eingetragen. Am 22. August 1933 schied Paul Eickelmann aus "rassisch-politischen Gründen" aus der Firma aus, und David war nunmehr alleiniger Inhaber. Am 4. Januar 1937 wurde die Firma aus dem Handelsregister gelöscht. Nachdem er seiner bisherigen beruflichen Existenz beraubt worden war, erwarb er ein Doppelhaus in der Moltkestraße 30, um dort ein Mädchenpensionat einzurichten. In der städtische Meldekartei findet sich unter Rubrik "Beruf" der Eintrag "Getreidehändler jetzt Hilfsarbeiter". David Examus musste nun in der Firma Hermann Schnittger KG, Matratzenfabrik, in Detmold Zwangsarbeit leisten.
Bereits im Februar 1933 wurden "bei Examus", wie es hieß, Fensterscheiben eingeschlagen. Zwei Jahre später erging sich die Lippische Staatszeitung in Diffamierungen, u. a. wurde David Examus der sog. Rassenschande bezichtigt. Sein Wohnhaus, die sog. Sinalco-Villa in der Bahnhofstraße, verließ er 1936 zusammen mit seiner Familie. Während des Novemberpogroms wurde er verhaftet und in das Konzentrationslager Buchenwald (Häftlingsnummer 29037) deportiert, wo er bis zum 22. November 1938 inhaftiert war. Am 30. März 1942 wurde er zusammen mit seiner Frau von Detmold zunächst nach Bielefeld transportiert und einen Tag später von dort im Viehwaggon nach Warschau deportiert. David Examus war laut Zeugenaussage von Robert Levi aus Schlangen bereits im April des Jahres erkrankt und wurde in das sog. Krankenhaus im Ghetto eingeliefert: "Die Eheleute David und Emmi Examus gehörten zu den Detmolder Juden, die zusammen mit mir am 28. März 1942 nach Bielefel geschafft wurden und hier zu dem Transport - Hannover 2 - kamen, der nach Warschau ging. In Warschau haben beide Eheleue Examus zunächts mit mir in einem Zimmer gewohnt. Während ich alsbald nach Treblinka kam, blieben die Eheleute Examus noch in Warschau. Im Herbst 1942, als ich aus Treblinka geflohen war und wieder nach Warschau kam, habe ich mich nach dem Schicksal der Eheleute Examus erkundigt. Man sagte mir damals, dass David Examus bald nach meinem Abtransport - etwa im Juni oder Juli - verstorben ist. David Examus war nämlich schon krank, als ich am 9. April nach Treblinka transportiert wurde. Seine Ehefrau ist mit meiner ebenfalls umgekommenen Schwester zusammen gewesen. Beide haben bei der Firma Többens u. Schulz in Warschau gearbeitet. Während meine Schwester nach Treblinka kam, soll Frau Emmi Examus nach dem jüdischen Abeitslager Treblinka geschafft worden sein. Von der vorgenannten habe ich nichts mehr gehört und nehme wie in allen anderen Fällen mit Bestimmtheit an, dass sie dort umgekommen ist." (LAV NRW OWL D 23 AG Detmold Todeserklärungen Nr. 308)
Vom Amtsgericht Detmold wurden Emmy und David Examus 1950 für tot erklärt. Das amtliche Todesdatum wurde auf den 8. Mai 1945 festgesetzt.
Seine Tochter Ursula emigrierte 1934 nach England und ein Jahr später nach Palästina.
Sein Bruder Gustav Examus emigrierte nach Brasilien.
QUELLEN: StdA DT MK; LAV NRW OWL D 1 Nr. 6141, D 2 C DT Nr. 104, 106, D 20 A Nr. 10243-10245, D 20 B Nr. 1020, 3759, D 23 Detmold Nr. 5160, D 23 Detmold Nr. 3985 9551, D 27 Nr. 231, 3065, D 87 Nr. 15; KAL K2 Detmold/Lemgo BEG Nr. 770; ZA B 1/34 Nr. 847, 857, 1061; Arolsen Archives
WEITERE QUELLEN: LAV NRW OWL D 103 Nr. 770, 771, D 106 Nr. 50; Amtsblatt, 20.07.1907: HR (51) Eintritt des David Examus in die Fa. Gustav Examus
LZ , 23.07.1909: Verlobungsanzeige Emmy Salomon und David Examus
LZ, 01.04.1914: Geburtsanzeige einer Tochter durch David Examus und Frau Emmy, geb. Salomon
Staatsanzeiger, 16.07.1924: HR (A 454), AG DT Fa. David Examus Eintrag. Handel in Getreide, Futtermittel etc.
hinzu als Gesellschafter Paul Eickelmann: Fa. David Examus & Eickelmann
Staatsanzeiger, 25.11.1933:HR (A 454), AG DT David Examus & Eickelmann
Ausscheiden des Paul Eickelmann
07.07.1934: Fa. geändert in David Examus
LStZ, 10.08.1935: "Ein Judenknecht in Remmighausen. Sally aus Horn und David aus Detmold gerngesehene Gäste"
LStZ, 14.08.1935: "Jud Examus als Rasseschänder"
Staatsanzeiger, 16.01.1937: HR (A 454), AG DT Fa. David Examus, Detmold, ist erloschen
LITERATUR: Lettermann (1998), Lebensläufe (1993)

Emmy und David Examus, o.J. (StdA DT DT V 19 Nr. 175)
DOKUMENTE
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Einwohnermeldekarte von David, Emmy und Ursula Examus (StdA DT MK)
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Mitteilung von David Examus an die Polizeiliche Meldebehörde Detmold betr. der amtlich geforderten Namensänderung, 15.12.1938 (StdA DT D 106 Detmold A Nr. 3942)

ITS-Karteikarte von David Examus