E_Biographien
02.10.1894 in Bielefeld - 18.05.1943 im Konzentrationslager Sachsenhausen
Religionszugehörigkeit: | evangelisch |
Eltern: | Heinrich Echterhoff und Louise Echterhoff, geb. Prütersmeyer |
Ehefrau: | Johanna (Hanna) Echterhoff, geb. Gilbrink (geb. 23.09.1893 in Waddenhausen), Näherin |
Beruf: | Maschinenschlosser, Werkmeister |
Wohnorte: | Bielefeld, Stadtheider Str. 43 29.09.1900 Bielefeld, Wittekindstr. 21 08.10.1919 Abmeldung nach Herford 11.10.1920 aus Gütersloh wieder Wittekindtsr. 21 25.12.1920 Ahlen/Westf. 05.04.1922 aus Konitz/Polen zurück 06.11.1922 nach Frankfurt/Oder abgemeldet 19.05.1925 aus Marky/Österreich zurück 15.07.1925 abgemeldet nach Lommatsch 20.09.1926 aus Jugoslawien zurück von Gütersloh i. W. 05.07.1941 Detmold, Feldstr. 34 Lügde, Vordere Str. 281 |
Nach dem Besuch der Bürgerschule absolvierte Erich Echterhoff drei Semester am Technikum und machte von 1908 bis 1912 eine Schlosserlehre in Bielefeld. Seine letzte Arbeitsstelle befand sich in Hannover. Er war ein überzeugter Gegner des NS-Staates und laut Aussagen seiner Ehefrau SPD-Mitglied. 1933 wurde er wegen Beleidigung und staatsfeindlicher Äußerungen in sog. Schutzhaft genommen. Von SS-Angehörigen wurde er wegen seiner politischen Äußerungen verprügelt. 1935 wurde ein Ermittlungsverfahren gegen Erich Echterhoff wegen staatsfeindlicher Äußerungen eingestellt.
1936 heiratete er Hanna Gilbrink. Wiederum wegen staatsfeindlicher Äußerungen und wegen Zeigen des Kommunistengrußes wurde er am 15. Juli 1937 vom Oberlandesgericht Breslau zu einer Haftstrafe verurteilt, die er verbüßte. 1938 wollte Echterhoff sich der Ludendorff-Bewegung anschließen. Im September 1939 wurde er durch die Gestapo wegen seiner Betätigung für die Partei festgenommen und vom Polizeigefängnis Höxter nach Sachsenhausen überstellt. Dort war vom 19. November 1939 bis 22. Januar 1940 inhaftiert (Häftlingsnummer 3893, Häftlingsblock 24). Am 3. Februar 1940 wurde er vom Sondergericht Dortmund wegen Verstoßes gegen das sog. Heimtückegesetz - er hätte einem "Arbeitskameraden" gegenüber u. a. geäußert: "Das Dritte Reich wird auch einmal zugrunde gehen, dann kommen wir dran. Dann reden wir auch mal mit." - zu einem Jahr und neun Monaten Gefängnis verurteilt worden. Er wurde in verschiedenen Arbeitskommandos des Strafgefangenlagers Oberems in Gütersloh (u. a. in Mastholte und Harsewinkel) eingesetzt. Wiederholt habe er dort seine Verurteilung als lächerlich dargestellt und sei durch eine gleichgültige Haltung gegenüber der Arbeit und dem Strafvollzug aufgefallen. Ein Antrag seiner Ehefrau auf Gnadenerweis vom 27. September 1940 wurde abgelehnt. Im September 1941 wurde er laut dem von seiner Witwe gestellten Entschädigungsantrag erneut verhaftet und war im Polizeigefängnis Detmold inhaftiert. Nach drei Wochen wurde er der Bielefelder Gestapo übergeben.
Die nur unvollständig erhalten gebliebenen Akten von Sachsenhausen dokumentieren, dass Erich Echterhoff am 8. April 1943 in das dortige Krankenrevier gebracht (Häftlingsnummer 13389) worden war. Wann er wieder nach Sachsenhausen überstellt wurde, ist hingegen nicht überliefert. Er starb, durch eine frühe Malariainfektion ohnehin in geschwächter körperlicher Konstitution, wenige Wochen später. Als offizielle Todesursache wurde Lungenentzündung angegeben.
QUELLEN: StdA DT MK; LAV NRW OWL D 22 Bielefeld Nr. 94; D 106 Detmold A Nr. 2667; Lars Lüking (LAV NRW OWL); KAL K2 Detmold/Lemgo BEG Nr. 23, 24; Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen; Arolsen Archives
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23.04.1867 in Waltrop/Recklinghausen - 12.03.1944 im Konzentrationslager Theresienstadt
Religionszugehörigkeit: | jüdisch |
Wohnorte: | Von Hannover, Landstr.8 28.09.1939 Detmold, Paulinenstr. 10 22.10.1939 nach Hannover Von Hannover, Georgstr. 48 15.03.1941 Detmold, Paulinenstr. 10 bei Dr. Hirschfeld 01.04.1941 nach Hannover, Georgstr. 48 abgemeldet 06.06.1941 Detmold, Paulinenstr. 10 bei Dr. Israel (sic) Hirschfeld 17.06.1941 nach Hannover, Georgstr. 48 abgemeldet Hannover, Josefstr. 22 11.09.1941 Detmold, Paulinenstr. 10 17.09.1941 nach Hannover, Josefstr. 22 abgemeldet Letzte Adresse: Hannover-Ahlem, Wunstorferstr. 1 (eines der sog. Judenhäuser) |
In den Meldeunterlagen der Stadt Detmold wurde vermerkt, dass ihr "Aufenthalt nur besuchsweise" war. Am 24. Juli 1942 wurde Paula Ems mit dem Transport Nr. VIII/1 von Hannover nach Theresienstadt deportiert, wo sie fast 77jährig umkam.
QUELLEN: StdA DT MK; Beit Theresienstadt; Arolsen Archives
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geb. 20.03.1874 in Breslau - 29.09.1942 im Konzentrationslager Theresienstadt
Religionszugehörigkeit: | zunächst jüdisch, zum Christentum übergetreten |
Eltern: | Jenny Epstein, geb. Silbermann und Julius Epstein, Kaufmann und Makler |
Geschwister: | Walter Epstein (geb. 1877) Schwestern |
Ehefrau: | Hertha Helene Emilie von Eppstein, geb. Reimann (21.08.1879 in Guhrau/Schlesien - 02.08.1937 in Berlin) |
Tochter: | Ingeborg Hertha Helene von Eppstein (08.03.1909 in Berlin - 07.03.1922 in Berlin) |
Beruf: | Journalist, Schriftsteller, Chef des Geheimen Kabinetts Leopold IV. zur Lippe |
Wohnorte: | Breslau 1901 Berlin 05.12.1912 Detmold, Schlossplatz 5 (Pavillon 5) 01.06.1921 mit Familie nach Berlin-Lichterfelde, Potsdamerstr. 32 abgemeldet Berlin, Oranienburgerstr. 31 |
In Breslau wurde er als Georg Johannes Friedrich Epstein als Sohn jüdischer Eltern geboren, allerdings spielte die Religionszugehörigkeit wohl eher keine Rolle. Nach eigenen Angaben, die bislang jedoch nicht anhand von Dokumenten verfiziert werden können, besuchte er in seiner Geburtsstadt das Realgymnasium sowie das Johannesgymnasium. Auch sein Abitur und sein Studium in Breslau oder Berlin können bislang nicht eindeutig nachgewiesen werden. Georg Epstein arbeitete in den Jahren 1896/96 als Redakteur bei der "Tilsiter Allgemeinen Zeitung" und gab in diesem Zeitraum einen ersten Gedichtband ("Erste Wanderfahrten", 1896) heraus, dem weitere folgen sollten ("Fallendes Laub", "Else, ein Liederreigen" und "Im Vorübergehen"). Seinen Militärdienst leistete er 1897/98 in Königsberg, bevor er ab 1898 als Feuilleton-Redakteur bei der "Breslauer Frauenzeitung" arbeitete. Im Jahr 1901 siedelte er nach Berlin, wo er nicht nur Schriftleiter der "Neuen Politischen Correspondenz" tätig war, sondern auch zum Dr. phil. promoviert wurde (Promotionsverfahren und Thema sind bislang nicht nachweisbar).
Am 9. März 1901 sagte sich Georg Epstein vom jüdischen Glauben los und trat zum christlichen Glauben über. Seine Taufe fand in der Jerusalemgemeinde in Berlin-Kreuzberg statt. Nur wenige Tage später, am 16. März 1901, heiratete er die nichtjüdische Hertha Reimann aus Guhrau. 1904 wurde er Mitglied des renommierten heraldischen Vereis "Herold" zu Berlin und setzte in den folgenden Jahren seine schriftstellerischen und journalistischen Artbeiten fort. So trat Epstein 1904 nicht nur als Mitherausgeber des "Deutschen Ordens-Almanach" in Erscheinung, sondern knüpfte erste Verbindungen nach Lippe durch sein journalistisches Engagement für die "Biesterfelder Sache" im Rahmen der letzten Phase des Lippischen Thronfolgestreits. 1905 erfolgte die Herausgabe seines Romans "Märchenmenschen". Im Mai 1912 wurde Georg Epstein zum Vortragenden Rat im Geheimen Kabinettmit dem Titel "Geheimer Kabinettsrat im Fürstlichen Hofmarschallamt" ernannt. Wenige Monate später, im November 1912, siedelte er mit seiner Frau und seiner 1909 geborenen Tochter Ingeborg nach Detmold über, wo ihm eine steile Karriere als enger Berater des Fürsten Leopold IV. zur Lippe bevorstand. 1913 wurde er Mitglied der Akademie der gemeinnützige Künste zu Erfurt. Während seines Einsatzes im Ersten Weltkriegs erhielt er zahlreiche Orden und Auszeichnungen und wurde enstprechend befördert. Am 25. Oktober 1915 wurde er unter dem Namen "von Eppstein" nobilitiert. Im Januar 1917 erfolgte die Verleihung des Titels "Wirklicher Geheimer Rat mit dem Prädikat Exzellenz". Sein gesellschaftlicher Aufstieg rief Neider und Kritiker auf den Plan, die ihre antisemitische Grundhaltung deutlich zum Ausdruck brachten. Georg von Eppstein wurde am 2. Februar 1917 die Ehrendoktorwürde der Juristischen Fakultät der Universität Erlangen verliehen. Im selben Jahr wurde ihm zudem der Professoren-Titel durch den lippischen Landesherrn verliehen. Am 12. November 1918 wurde er in den Freiherrnstand erhoben. Nach der Revolution 1918, die der sehr konservative, kaisertreue und patriotische Eppstein als "militärischen und staatlichen Zusammenbruch" bezeichnte, und dem Thronverzicht Leopolds IV. wurde dieser im Juni 1921 aus den Fürstlichen Diensten entlassen und zog mit seiner Familie nach Berlin-Lichterfelde, wo er wiederum als freier Schriftsteller tätig war. Trotz seiner Herausgeber- und Autorentätigkeiten (Herausgabe u. a. von Gedichtbänden und Überarbeitung älterer Werke) setzte von Eppstein auch von Berlin aus seine Beratertätigkeit für den ehemaligen lippischen Landesherrn fort und vertiefte einmal mehr damit die Verbindung zur fürstlichen Familie, insbesondere zu Leopold IV. Im Jahr 1934 erfolgte die Herausgabe seines letzten Buches "Von Draußen und Drinnen" in der Detmolder Meyerschen Hofbuchhandlung von Max Staercke; zwei Jahre später, 1936, erschien zusammen mit Staercke eine Biografie über den Prinzen Bernhard zur Lippe.
Der Tod von Eppsteins Frau am 2. August 1937 war nicht nur ein schwerer persönlicher Schlag, sondern bedeutete für ihn, der sich nie im Judentum verankert sah, den Verlust der Privilegien von in sog. Mischehe lebenden "Rassejuden", die ihn bis dahin vor antisemitischen Ausgrenzungen und Drangsalierungen einen gewissen Schutz gewährt hatten. Die zunehmenden Repressalien nach dem Novemberpogrom 1938 durch den NS-Staat brachten ihn nicht nur in erhebliche finanzielle Schwierigkeiten. Ein Versuch Leopolds IV. zur Lippe von Eppstein Flucht und Existenz in den Niederlanden durch Hilfe seines Neffen, den Prinzen Bernhard der Niederlande, zu ermöglichen, scheiterte, da dieser die drohenden Gefahren als nicht so dringlich befand. Am 14. März 1941 wurde Georg von Eppstein durch das Reichsinnenministerium nicht nur die Namensänderung, sondern auch die Standeserhöhungen aberkannt, so dass er nunmehr zwangsweise den Namen Georg Israel Epstein führen musste. Als 1942 seine Deportation drohte, versuchte Leopold IV. zur Lippe nochmals seinen Berater und Freund zu retten. Doch auch seine Eingabe vom 12. März 1942 an den Reichsminister und Chef der Reichskanzlei Hans Heinrich Lammers, einem Jugendfreund Eppsteins, blieb erfolglos. Am 26. Juni 1942 wurde Georg Eppstein, der inzwischen auf einem Auge erblindet war, verhaftet und in das Altenheim der Jüdischen Gemeinde Berlin in der Großen Hamburger Straße 26 verbracht, das zum Sammellager für die zur Deportation bestimmten Juden umfunktioniert worden war.
Am 2. Juli 1942 wurde Georg Epstein mit dem Transport I/14-600 von Berlin nach Theresienstadt deportiert, wo er nach wenigen Wochen umkam. Laut Todesfallanzeige des dortigen Ältestenrates starb er an Herzschwäche. Weitere Quellen nennen "Darminfektion" als offizielle Todesursache.
QUELLEN: LAV NRW OWL D87 Nr. 30, 31, 52; FLA Nr. 155; Bundesarchiv Berlin; Geheimes Staatsarchivs Preußischer Kulturbesitz Berlin; Stiftung "Neue Synagoge Berlin - Centrum Judaicum"; OFD Berlin; Brandenburgisches Landeshauptarchiv; Beit Theresienstadt; Arolsen Archives; www.holocaust.cz; Stefan Wiesekopsier (Bad Salzuflen)
WEITERE QUELLEN: Amtsblatt, 30.05.1912: Ernennung des Prof. Dr. phil. Georg Epstein, Leutnant der Reserve im 4. Schlesischen Infanterie-Regiment Nr. 51, Berlin zum Vortragenden Rat im Geheimen Kabinett und Hofmarschallamt mit Diensttitel "Geheimer Kabinettsrat im Fürstl. Hofmarschallamt" durch den Fürsten
Amtsblatt, 18.09.1912: Genehmigung des Fürsten für Prof. Dr. Epstein, z.Zt. Berlin, zur Annahme des Kommandeurkreuzes mit Krone des Königl. Bulgarischen Zivilverdienstordens
Amtsblatt, 19.03.1913: Erlaubnis zur Anlegung des Offizierskreuzes des Herzogl. Ordens Heinrichs des Löwen für Prof. Dr. Epstein
Amtsblatt, 04.06.1913: Verleihung des Ehrenkreuzes 2. Klasse des Fürstl. Lipp. Hausordens an Prof. Dr. Epstein
LZ, 27.02.1915: Detmold. "Der Geheime Kabinettsrat Professor D. Epstein, der als Leutnant und Ordonanzoffizier beim Generalkommando eines Reservearmee-Korps auf dem westlichen Kriegsschauplatz kämpft, hat das Eiserne Kreuz 2. Klasse erhalten."
Amtsblatt, 03.03.1915: Verleihung des Lipp. Kriegsverdienstkreuzes an Geh. Kabinettsrat Prof. Dr. Epstein, Leutnant d.R. a.D.
Amtsblatt, 25.09.1915: Verleihung des Fürstl. Lipp. Kreigsehrenkreuzes für heldenmutige Tat an Oberleutnant Epstein, Ordonnanzoffizier beim Generalkommando des VII. Armeekorps
Amtsblatt, 06.11.1915: Ernennung Prof. Dr. Epsteins zum Chef des Geheimen Zivilkabinetts mit dem Rang eines Rates I. Klasse
Amtsblatt, 06.11.1915: Verleihung des erblichen Adels unter dem Namen "von Eppstein" an Prof. Dr. Epstein
LTZ, 06.11.1915: Detmold. "Geheimes Zivilkabinett"
Erblicher Adel für Prof. Dr. Epstein
Fürstl. Lipp. Kalender 240. Jg., 1916 Beilage: "Ehrentafel lippischer Helden"
Oberleutnant a.D. Epstein - Detmold (Biogr.) und Foto
Staatsanzeiger, 13.01.1917: Verleihung des "Charakters als Wirklicher Geheimer Rat mit dem Prädikat Exzellenz" an Prof. Dr. von Eppstein
LTZ, 11.02.1919: Erklärung von Eppsteins gegen ein den Zeitungen beiliegendes Flugblatt bezügl. seiner Tätigkeit als Kabinettschef
LITERATUR: Epstein, Georg (1899); Ders. (1900); Ders. (1917); Ders.(?); Ders. (?); Kittel (1978); Degener Hg (1935); Gotha (1921 u. 1933); Reichold (1977)
Georg von Eppstein, 1919
(StdA DT DT V 19 Nr. 199)
DOKUMENTE
Einwohnermeldekarte von Georg, Hertha und Ingeborg von Eppstein (StdA DT MK)
Todesfallanzeige für Georg von Eppstein, Theresienstadt 26.09.1942 (Nationalarchiv Prag HBMa, Inv. Nr. 2956 - digitalisiert von der Theresienstädter Initiative, Prag )
Auszug aus der Korrespondenz zu Georg Eppstein
- Details
geb. 06.06.1878 in Detmold
Religionszugehörigkeit: | jüdisch |
Eltern: | Simon Examus (geb. 12.05.1834) und Bertha Examus, geb. Blank (geb. 14.04.1842) |
Geschwister: | Julius Examus (geb. 22.09.1861) Gustav Examus (geb. 23.01.1864) Albert Examus (geb. 07.06.1866) Selma Examus (geb. 27.02.1869) Bertha Gerson, geb. Examus (geb. 16.08.1874) Martha Marianne Herzberg, geb. Examus (geb. 10.04.1875) Rosa Examus (geb. 11.01.1877) Else Wertheim, geb. Examus (geb. 05.02.1885) |
Ehefrau: | Emmy Examus, geb. Salomon |
Tochter: | Ursula Markus, geb. Examus (01.04.1914 - 04.04.1996) |
Beruf: | Kaufmann, Getreidehändler |
Wohnorte: | Detmold: Mühlenstr. 8 13.04.1895 nach Elzen abgemeldet 06.04.1898 Mühlenstr. 8 25.09.1901 abgemeldet nach Barsinghausen 20.10.1903 Mühlenstr. 8 01.08.1905 Mühlenstr. 21 bei Müller 01.04.1910 Bahnhofstr. 2 bei Hartmann Vermerk: war nicht abgemeldet vom Militär 18.12.1918 Bahnhoftsr. 4 01.04.1936 Woldemarstr. 10 02.01.1939 Paulinenstr. 23 bei Salomon 19.10.1939 Paulinenstr. 10 bei Hirschfeld 30.03.1942 "nach unbekannt abgemeldet" |
Laut den Meldeunterlagen der Stadt war David Examus seit April 1898 in Detmold ansässig. Die Familie war im Getreide- und Viehhandel tätig. David Examus trat am 27. Juli 1907 in die Getreidehandlung seines Bruders Gustav als Kompagnon ein. 1910 heiratete er Emmy Salomon. 1914 kam die Tochter Ursula zur Welt.
1924 verließ David Examus die Firma seines Bruders und gründete einen eigenen Getreidehandel. Hinzu kam im selben Jahr Paul Eickelmann als persönlich haftender Gesellschafter, der zuvor ebenfalls in der Getreidehandlung von Gustav Examus am Kronenplatz gearbeitet hatte. Die Firma befand sich in der Wotanstraße 2 und wurde nun unter dem Namen "David Examus & Eickelmann" im Handelsregister eingetragen. Am 22. August 1933 schied Paul Eickelmann aus "rassisch-politischen Gründen" aus der Firma aus (Staatsanzeiger für das Land Lippe vom 25.11.1933), und David Examus war nunmehr alleiniger Inhaber. Im August 1935 wurde der Müller H. Tiemann denunziert in der Lippischen Staatszeitung wegen seiner Kontakte zu David Examus und Sally Blank aus Horn angeprangert und als "Judenknecht" diffamiert. Am 4. Januar 1937 wurde die Firma schließlich aus dem Handelsregister gelöscht. Nachdem David Examus seiner bisherigen beruflichen Existenz beraubt worden war, erwarb er ein Doppelhaus in der Moltkestraße 30, um dort ein Mädchenpensionat einzurichten. In der städtische Meldekartei findet sich unter Rubrik "Beruf" der Eintrag "Getreidehändler jetzt Hilfsarbeiter". David Examus musste nun in der Detmolder Matratzenfabrik Hermann Schnittger KG Zwangsarbeit leisten.
Bereits im Februar 1933 wurden "bei Examus", wie es hieß, Fensterscheiben eingeschlagen. Zwei Jahre später erging sich die Lippische Staatszeitung in Diffamierungen gegen die Familie Examus. Sein Wohnhaus, die sog. Sinalco-Villa in der Bahnhofstraße, verließ er 1936 zusammen mit seiner Familie. Als Vorbereitung für eine Emigration nach Südamerika besuchte David Examus mit zwei Angehörigen 1938 einen Spanisch-Sprachkurs. Zu einer Auswanderung kam es jedoch nicht. Während des Novemberpogroms wurde er und seine Frau Emmy verhaftet. Während Emmy Examus wieder frei kam, wurde ihr Mann nach Bielefeld überführt und in das Konzentrationslager Buchenwald (Häftlingsnummer 29037) gebracht, wo er bis zum 22. November 1938 inhaftiert war.
Zurück in Detmold wurde er am 30. März 1942 wurde er zusammen mit seiner Frau von Detmold zunächst nach Bielefeld transportiert und einen Tag später von dort im Viehwaggon nach Warschau deportiert. David Examus war laut Zeugenaussage von Robert Levi aus Schlangen bereits im April des Jahres erkrankt und wurde in das sog. Krankenhaus im Ghetto eingeliefert: "Die Eheleute David und Emmi Examus gehörten zu den Detmolder Juden, die zusammen mit mir am 28. März 1942 nach Bielefel geschafft wurden und hier zu dem Transport - Hannover 2 - kamen, der nach Warschau ging. In Warschau haben beide Eheleue Examus zunächts mit mir in einem Zimmer gewohnt. Während ich alsbald nach Treblinka kam, blieben die Eheleute Examus noch in Warschau. Im Herbst 1942, als ich aus Treblinka geflohen war und wieder nach Warschau kam, habe ich mich nach dem Schicksal der Eheleute Examus erkundigt. Man sagte mir damals, dass David Examus bald nach meinem Abtransport - etwa im Juni oder Juli - verstorben ist. David Examus war nämlich schon krank, als ich am 9. April nach Treblinka transportiert wurde. Seine Ehefrau ist mit meiner ebenfalls umgekommenen Schwester zusammen gewesen. Beide haben bei der Firma Többens u. Schulz in Warschau gearbeitet. Während meine Schwester nach Treblinka kam, soll Frau Emmi Examus nach dem jüdischen Abeitslager Treblinka geschafft worden sein. Von der vorgenannten habe ich nichts mehr gehört und nehme wie in allen anderen Fällen mit Bestimmtheit an, dass sie dort umgekommen ist." (LAV NRW OWL D 23 AG Detmold Todeserklärungen Nr. 308)
Vom Amtsgericht Detmold wurden Emmy und David Examus 1950 für tot erklärt. Das amtliche Todesdatum wurde auf den 8. Mai 1945 festgesetzt.
Seine Tochter Ursula emigrierte 1934 nach England und ein Jahr später nach Palästina.
Seinem Bruder Gustav Examus gelang Anfang 1939 die Flucht nach Brasilien.
QUELLEN: StdA DT MK; LAV NRW OWL D 1 Nr. 6141, D 2 C DT Nr. 104, 106, D 20 A Nr. 10243-10245, D 20 B Nr. 1020, 3759, D 23 Detmold Nr. 5160, D 23 Detmold Nr. 3985 9551, D 27 Nr. 231, 3065, D 87 Nr. 15; KAL K2 Detmold/Lemgo BEG Nr. 770; ZA B 1/34 Nr. 847, 857, 1061; Arolsen Archives
WEITERE QUELLEN: LAV NRW OWL D 103 Nr. 770, 771, D 106 Nr. 50; Amtsblatt, 20.07.1907: HR (51) Eintritt des David Examus in die Fa. Gustav Examus
LZ , 23.07.1909: Verlobungsanzeige Emmy Salomon und David Examus
LZ, 01.04.1914: Geburtsanzeige einer Tochter durch David Examus und Frau Emmy, geb. Salomon
Staatsanzeiger, 16.07.1924: HR (A 454), AG DT Fa. David Examus Eintrag. Handel in Getreide, Futtermittel etc.
hinzu als Gesellschafter Paul Eickelmann: Fa. David Examus & Eickelmann
Staatsanzeiger, 25.11.1933:HR (A 454), AG DT David Examus & Eickelmann
Ausscheiden des Paul Eickelmann
07.07.1934: Fa. geändert in David Examus
LStZ, 10.08.1935: "Ein Judenknecht in Remmighausen. Sally aus Horn und David aus Detmold gerngesehene Gäste"
LStZ, 14.08.1935: "Jud Examus als Rasseschänder"
Staatsanzeiger, 16.01.1937: HR (A 454), AG DT Fa. David Examus, Detmold, ist erloschen
LITERATUR: Lettermann (1998), Lebensläufe (1993)
Zur Familiengeschichte Examus s. Joachim Kleinmanns, Die jüdische Familie Examus in Detmold. In: Rosenland 29/2024, S. 74 ff.
Emmy und David Examus, o.J. (StdA DT DT V 19 Nr. 175)
DOKUMENTE
Einwohnermeldekarte von David, Emmy und Ursula Examus (StdA DT MK)
Mitteilung von David Examus an die Polizeiliche Meldebehörde Detmold betr. der amtlich geforderten Namensänderung, 15.12.1938 (StdA DT D 106 Detmold A Nr. 3942)
ITS-Karteikarte von David Examus
- Details
geb. 12.08.1886 in Detmold
Religionszugehörigkeit: | jüdisch |
Eltern: | Simon und Selma Salomon |
Geschwister: | Siegfried Salomon Karl Salomon Käthe Salomon Martha Salomon |
Ehemann: | David Examus |
Tochter: | Ursula Markus, geb. Examus (01.04.1914 - 04.04.1996) |
Wohnorte: | Detmold: 18.12.1918 Bahnhofstr. 4 01.04.1936 Woldemarstr. 10 02.01.1939 Paulinenstr. 23 bei Salomon 19.10.1939 Paulinenstr. 10 bei Hirschfeld 30.03.1942 "nach unbekannt abgemeldet" |
Emmy Salomon war die Tochter des Bankiers Salomon und wurde in Wiesbaden in einer Pension ausgebildet. 1910 heiratete sie den Getreide- und Viehhändler David Examus. 1914 kam die Tochter Ursula zur Welt. Ihre Familie war von Beginn der NS-Herrschaft zahlreichen Diffamierungen und Angriffen ausgesetzt. Während des November-Pogroms wurde Emmy Examus und ihr Mann verhaftet. Während sie frei wieder gelassen wurde, wurde ihr Mann nach Buchenwald gebracht, wo er bis zum 22. November 1938 inhaftiert war. Ihren Plan, nach Südamerika auszuwandern, vermochten sie nicht in die Tat umzusetzen.
Am 30. März 1942 wurde Emmy Examus zusammen mit ihrem Ehemann von Detmold zunächst nach Bielefeld transportiert und einen Tag später im Viehwagon nach Warschau deportiert. Während David Examus laut Zeugenaussage von Robert Levis aus Schlangen (Wortlaut s. Beitrag zu David Examus) bereits im April des Jahres erkrankte und in das sog. Krankenhaus im Ghetto eingeliefert worden war, musste sie Zwangsarbeit für die Fa. Többens und Schulz leisten. Dem Bericht zufolge wurde sie nach Treblinka deportiert.
Vom Amtsgericht Detmold wurden David und Emmy Examus 1950 für tot erklärt. Das amtliche Todesdatum wurde auf den 8. Mai 1945 festgesetzt.
Ihre Tochter Ursula emigrierte 1934 nach England und ein Jahr später nach Palästina.
QUELLEN: StdA DT MK; LAV NRW OWL D 1 Nr. 6141, D 2 C DT Nr. 104, 106, D 20 A Nr. 10243-10245, D 20 B Nr. 1020, 3759, D 23 Detmold Nr. 5160, D 23 Detmold Nr. 3985 9551, D 27 Nr. 231, 3065, D 87 Nr. 15; KAL K2 Detmold/Lemgo BEG Nr. 771; ZA B 1/34 Nr. 847, 857, 1061; Arolsen Archives
WEITERE QUELLEN: LAV NRW OWL D 103 Nr. 770, 771, D 106 Nr. 50; Amtsblatt, 20.7.1907: HR (51) Eintritt des David Examus in die Fa. Gustav Examus
LZ , 23.07.1909: Verlobungsanzeige Emmy Salomon und David Examus
LZ, 01.04.1914: Geburtsanzeige einer Tochter durch David Examus und Frau Emmy, geb. Salomon
Staatsanzeiger, 16.07.1924: HR (A 454), AG DT Fa. David Examus Eintrag. Handel in Getreide, Futtermittel etc.
hinzu als Gesellschafter Paul Eickelmann: Fa. David Examus & Eickelmann
Staatsanzeiger, 25.11.1933:HR (A 454), AG DT David Examus & Eickelmann
Ausscheiden des Paul Eickelmann
07.07.1934: Fa. geändert in David Examus
LStZ, 10.08.1935: "Ein Judenknecht in Remmighausen. Sally aus Horn und David aus Detmold gerngesehene Gäste"
LStZ, 14.08.1935: "Jud Examus als Rasseschänder"
Staatsanzeiger, 16.01.1937:HR (A 454), AG DT Fa. David Examus, Detmold, ist erloschen
LITERATUR: Lettermann (1998), Lebensläufe (1993)
Zur Familiengeschichte Examus s. Joachim Kleinmanns: Die jüdische Familie Examus in Detmold. In. Rosenland 29/2024, S. 74 ff.
Emmy und David Examus, o.J. (StdA DT DT V 19 Nr. 175)
DOKUMENTE
Eintrag von Emmy Salomon im Poesiealbum von Frieda Schmidt. Detmold, 28. Juni 1902 (Sammlung Frank Budde, Detmold)
Einwohnermeldekarte von David, Emmy und Ursula Examus (StdA DT MK)
Mitteilung von Emmy Examus an die Polizeiliche Meldebehörde Detmold betr. der amtlich geforderten Namensänderung, 15.12.1938 (StdA DT D 106 Detmold A Nr. 3942)
- Details